Der Sommer ist in Zürich die Zeit der illegalen Outdoor-Partys. Zwar existiert seit einigen Jahren eine Jugendbewilligung für Draussen-Feten, für die kann aber nur ein Gesuch stellen wer nicht älter als 25 Jahre ist. Diese Praxis scheint sich trotzdem bewährt zu haben und selbst wenn sich der Vorsteher des Polizeidepartements der Stadt Zürich, Richard Wolff, der Ausweitung dieses Bewilligungsverfahrens auf ältere Ravebürger und –bürgerinnen gegenüber nicht unaufgeschlossen zeigt, dringenden Handlungsbedarf scheint er hier keinen zu erkennen.
Also halten sich die älteren Veranstalter mit Faible fürs Feiern unter blauem Himmel an die Tradition der illegalen Durchführung, suchen sich ein Plätzchen ohne unmittelbare Anwohnerschaft und stellen einen laufstarken Freund an die Kasse mit der Anweisung, bei einer allfälligen Sichtung von Ordnungshütern mit dieser die Flucht zu ergreifen.
Ein Vorfall an diesem Wochenende hat hingegen gezeigt, dass das gar nicht nötig ist, wenn man seinen Veranstaltungsort umsichtig wählt und wenn man es bezüglich Lautstärke und Littering nicht an Rücksicht mangeln lässt. Es war ein prächtiger Samstagnachmittag und seit einigen Wochen ist die Ankündigung eines Outdoor-Events durch die sozialen Medien gegeistert, der bereits im vergangenen Jahr für viel Furore in der Szene gesorgt hat, ein House- und Techno-Rummelplatz samt Wahrsagern und mit viel Liebe arrangierten Aufbauten mit nostalgischem Charakter.
Die Adresse des Austragungsortes wurde erst kurz vor Beginn der Party durchgegeben, ein sicherer Hinweis darauf, dass ein Anlass auf ziemlich wackligen Bewilligungsbeinen steht. Und einen ganz kurzen Moment lang hat es auch so ausgesehen, als ob diese Beine einknicken würden: Auf dem Weg von der Tramhaltestelle zum Festplatz (Die Feier war bereits in vollem Gange) wurden meine Begleitung und ich von einem Kastenwagen in Weiss und Orange überholt, der just auf der Höhe des Partygeländes die Fahrt verlangsamte und dann mitten auf der Strasse stoppte. Einen kurzen Augenblick dachten wir darüber nach auf dem Absatz kehrt zu machen und wieder nach Hause zu fahren, gingen aber trotzdem weiter, wenn auch etwas mutlos.
Aber dann: Als wir den Polizeiwagen fast schon erreicht hatten, sahen wir wie ein Arm aus dem Fahrerfenster gestreckt wurde, samt einer sich im Takt der Beats reckenden Faust. Ein Rudel Ordnungshüter grinste uns aus dem Wagen an: «Wie lange macht ihr hier?» fragte der Fahrer. «Bis Zehn oder so. Sonst kommt Richi Wolff und zieht höchstpersönlich den Stecker!», grinsten wir zurück, beides nur Angaben ohne Gewähr (die Party soll dann doch etwas länger gedauert haben und Stadtrat Wolff hatte am Samstag sicher Besseres zu tun als irgendwelche Stecker zu ziehen). Ohne ein weiteres Wort wurde der Motor des Polizeiautos angelassen und die Polizisten fuhren von dannen. Der letzte Clip vom Fest wurde um halb zehn Uhr abends auf Facebook gepostet und schaut nach würdigem Auslaufen samt Wunderkerzen aus.
Nun … bei einem dermassen umsichtigen Vorgehen seiner Leute liegt Richard Wolff vollkommen richtig, wenn er bei einer Ausweitung der Jugendbewilligung für Outdoor-Feste auf ältere Partygänger keinen Handlungsbedarf sieht.
Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.
Der Beitrag Summertime and the living is easy … erschien zuerst auf Stadtblog.