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Channel: Nachtleben – Stadtblog
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Gesagt ist gesagt

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«Mein Ziel ist, ab und zu ein Wort
oder ein Satz zu sagen.»

Dominik Meier spricht seit seinem 4. Lebensjahr nicht mehr mit Fremden. Er tippt und knipst dafür. Wie kommt er mit seiner Krankheit, dem Mutismus, im Alltag zurecht? (Foto: Dominique Meienberg) Zum Artikel

 

«Die Kunden müssen ein
wenig Verständnis zeigen.»

Schwer vorzustellen, aber es ist Tatsache: Der Franz-Carl-Weber musste mit seiner Filiale von der Bahnhofstrasse umziehen. Was neu ist? Ein «eigener Bahnhof» und hippe Angebote, die gekippt wurden. Ein Blick hinter die Kulissen am ersten Tag der Eröffnung. Noch klappte nicht alles auf Anhieb. Geschäftsführer Yves Burger bat deshalb um Nachsicht. (Foto: Doris Fanconi) Zum Artikel

 

«Jeder kennt hier ein Haus
mit leeren Wohnungen.»

In Zürich gibt es mehr als 7200 Zweitwohnungen. Im Niederdorf beispielsweise betrachten viele Leute ihre Wohnung als Geldanlage, sagt Quartiervereinspräsident Peter Rothenhäusler. Linke Politiker fürchten nun, dass dank Business-Apartements und Airbnb-Angebote die Zahl der Zwietwohnungen noch weiter steigt. Sie fordern von der Regierung, die Entwicklung zu bremsen. (Foto: Doris Fanconi) Zum Artikel

 

«Dichter bauen heisst höher bauen.»

Wachstum überall: 10’000 Bewohner mehr in Seebach, 7000 mehr in Hirzenbach. Neue Zahlen zeigen jetzt, wie unterschiedlich Zürichs Quartiere künftig wachsen werden, wie der Artikel von TA-Redaktor Jürg Rohrer zeigt. (Foto: Urs Jaudas) Zum Artikel

 

«Bitte Akku volltanken.»

Panik total. Leerer Akku mitten am Tag, was tun? Zwei Jungunternehmen bieten eine Lösung für gestrandete Handynutzer an, die keine Batterie mitschleppen mögen. Sie verfolgen dabei durchaus unterschiedliche Ansätze. (Foto: Tamedia) Zum Artikel

«Eine Katastrophe. Jetzt brechen alle Dämme.»

Die Problemliegenschaften an der Neufrankengasse im Zürcher Kreis 4 werden verriegelt. Das städtische Sozialdepartement ist mit einem Bus vor Ort. Die Zustände sind kurz vor der Verriegelung besonders schlimm: Viele Mieter lassen ihre Habseligkeiten einfach zurück und nutzen die Gänge als Entsorgungslager. Drögeler und Dealer gehen ein und aus, es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, wie Verwalter Sherry Weidmann sagt. (Foto: Raida Durandi) Zum Artikel

 

«Schatz, das sieht Hammer aus.»

Am einen Arm hängt die Jacke der Gattin, an der Schulter deren Tasche, mit der freien Hand halten sie den Kinderwagen. Es ist heiss. Und eng. Sie sehen mitleid­erregend aus und fehl am Platz. Die Zürcher Modegeschäfte sind voll mit ihnen: mit all den Zürcher Männern, die ihre Gattinnen in den Ausverkauf begleiten müssen. Eine Glosse von SZ-Redaktorin Bettina Weber. (Foto: Urs Jaudas) Zum Artikel

 

«Wahre Heimat finden die Menschen
auf einer eigenen Parzelle.»

Zürcher Bünzlis gegen Zürcher Hippies. In Altstetten entsteht Zürichs grösste Anbaufläche für Amateurgärtner. Sowohl Gemeinschafts- als auch Schrebergärtner wollen dort pflanzen. Sie werden sich die Felder wohl oder übel teilen müssen. Bei Gemeinschaftsgärten seien Konflikte vorprogrammiert, bedürchtet FDP-Gemeinderat Albert Leiser. Die erste Euphorie werde rasch verfliegen, nach ein paar Jahren würden sich nur noch wenige im Dunkelhölzli engagieren.  (Foto: Dominique Meienberg) Zum Artikel

 

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Der Gast als Rohstoff

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Gäste erst eine Stunde warten lassen und dann evt. abweisen: Das können sich nur Clubs leisten.

Gäste erst eine Stunde warten lassen und dann evt. abweisen: Das können sich nur Clubs leisten.

Das Nachtleben ist ein gutes Geschäft. Zumindest wenn man die Zahlen, welche die Bar- und Clubkommission BCK auf ihrer Page unter der Überschrift «BCK Wirtschaftsdaten 2014» veröffentlicht hat zur Rate zieht: Gemäss der Auswertung einer Stichprobe erwirtschaftete die BCK-Aktivmitglieder 2014 hochgerechnet rund 200 Millionen Umsatz mit durchschnittlich 74`615 Gästen pro Weekend und beileibe nicht alle Nightlife-Mitverdiener sind BCK-Aktivmitglieder.

Ein Chef einer Zürcher Eventagentur mit Partys in Lokalen wie dem Hiltl Club, dem Plaza, dem Nordportal oder dem Mascotte, jonglierte kürzlich auf Facebook mit beeindruckenden Zahlen: Mit 2,75 Events pro Woche, 143 verteilt auf das Jahr 2016, vermochten er und seine Mitstreiter unzählige Besucher anzulocken, die ihnen stattliche Summen in die Kasse spülen. Andere Veranstalter und Clubmacher verzichten auf die Veröffentlichung konkreter Zahlen und posten lieber Fotos der endlos langen Warteschlangen vor ihren Türen um ihren Erfolg zu unterstreichen.

Das Nachtleben ist ein elitäres Geschäft. Wie Lina Giusto in ihrem Beitrag in der Limmattaler Zeitung vom vergangenen Freitag schreibt, feiern «private» Clubs eine Renaissance. Member-Partys und -Clubs, die man nur besuchen kann, wenn ein goldfarbener Member-Anhänger am Schlüssselbund klimpert oder wenn man mit Namen auf einer Liste steht, erfreuen sich eines beeindruckenden Publikumszuspruchs. Andere Party- und Clubmacher setzen auf Mundpropaganda als einziges Promotionsmittel, wiederum andere auf eine harte Selektion an der Tür: Trägt man die falschen Hosen oder die falsche Jacke und hat man obendrein auch noch den falschen Haarschnitt auf dem Kopf, dann wird man vom Selekteur oder der Selekteurin freundlich aber bestimmt weggewiesen.

Kürzlich hat mich Lukas Strejcek, der Chefkoch des Restaurants Camino mit einer Aussage ordentlich aus dem Konzept gebracht. Er sei der Ansicht, dass der Tonfall, den das Nachtleben gegenüber seinen Gästen anschlägt, in der Gastronomie nicht möglich sei. Auf die Erwiderung das Nachtleben sei doch auch Teil der Gastronomie antwortete Strejcek: «Das ist ein anderes Paar Schuhe. Wir im Restaurantbereich können ja mal versuchen den Gast eine Stunde lang draussen in der Kälte stehen zu lassen, nur um ihm dann zu sagen, dass er wieder gehen kann weil er heute Abend nicht ins Gesamtbild passe. Aber wir wissen wohl beide wie das enden würde… Ihr seid auch Gastronomie, ja. Aber wir sind dennoch nur entfernte Verwandte».

Es scheint tatsächlich als ob im zeitgenössischen Nachtleben sehr oft vergessen wird, dass da tatsächlich ein «Gast» in Gastronomie versteckt ist, und dass das Nachtleben zum Wirtschaftszweig Gastronomie zählt. Selbst wenn das Elitäre und das Jonglieren mit Zahlen bei einer bestimmten Gruppe gut anzukommen scheint… wie denken wohl all jene darüber, die nicht zu dieser Gruppe gehören und was hat es für Auswirkungen auf das Nachtleben als Ganzes, wenn sich zu viele Leute ausgeschlossen oder zur Geldquelle degradiert fühlen?

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Man meide das Wachsheft!

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Wie muss man sich verhalten, damit man an einem Freitag- oder Samstagabend in der Kronenhalle nicht unangenehm (oder noch besser: gar nicht) auffällt?

Eine brillante Frage, denn: In der Kronenhalle fällt grundsätzlich jeder Gast auf, auch unter der Woche (bei einem beachtlichen Teil der Kundschaft ist ja gerade dies das primäre Motiv, da überhaupt einen Tisch zu reservieren; darunter übrigens auch Leute, von welchen man das niemals vermuten würde, wie… wobei, nein, das gehört nicht in die Zeitung, zumindest nicht in diese hier).

Wie gesagt, eine verflixt gute Frage. Nichtsdestotrotz würden wir uns eine hilfreiche Antwort zutrauen. Was wir aber tunlichst bleiben lassen. Weil es dafür zu früh ist. Viel zu früh! Das Wissen um den geheimen Kronenhalle-Verhaltenskodex gilt nämlich als das höchste der Gefühle (gewisse Leute setzen das tatsächlich gleich mit dem Besitz eines fahrtüchtigen Rolls-Royce Silver Dawn, andere wiederum verbinden damit die Illusion vom Erringen des zehnten Dan im Judo und Politvernarrte womöglich die Vorstellung, der Zürcher Gemeinderat sei über mehrere Legislaturen hinweg so dominant in rot-grüner Hand, dass man den durchgängigen Seeuferweg mit allem, was dazugehört – Grundstücksenteignungen an der Goldküste, Seespiegelabsenkung et cetera –, endlich doch noch realisieren könnte). Dass wir da hinwollen, ist klar. Aber das braucht Zeit.

Seis drum. Auf jeden Fall konzentriert sich diese städtische Gebrauchsanleitung wie letzte Woche angekündigt, fortan aufs Vermitteln von Verhaltensregeln. Mit der Absicht, den oft turbulent achterbahnartigen Alltag vieler Menschen ein wenig abzubremsen oder ihnen in gewissen blöden oder gar brenzligen Situation als eine Art Leitplanke oder Sicherheitsgurt zu dienen.

Wobei wir keinen Hehl daraus machen wollen: Der Weg zum Fernziel Kronenhalle wird nicht zur drolligen Ausfahrt im Luxuscar. Nein, passender ist das Bild des «Grünschnabel» genannten jungen Shaolin-Mönchs Kwai Chang Caine aus der Siebzigerjahre-Fernsehserie «Kung-Fu», der auf dem sandigen und tückischen Pfad zur Erleuchtung manche (Rück-)Schläge ein- und wegstecken musste (gespielt wird Gutmönch Caine übrigens von David Carradine, dem ja später weder in «Kill Bill» noch im realen Leben ein souveräner Abgang vergönnt war – was zeigt, dass auch der hochgelobte Buddhismus nicht immer fehlerfrei funktioniert).

So, damit zur ersten Etappe. Die sich, das mag irritieren, dennoch der Kronenhalle widmet. Allerdings «bloss» deren Bar. Welche – ein leidiges Faktum –, anders als zu Dürrenmatts Zeiten, heutzutage von (zu) vielen mediokren Leuten als Eitelkeitsbasar missbraucht wird. Will man nicht zu diesen Plebejersnobs gezählt werden, verzichte man

a) darauf, im Wachsheft des legendären Barchefs Peter Roth (der Ende 2016 in Pension ging) einen eigens kreierten und persönlich betitelten Drink (zum Beispiel «Reuss on the Beach») zu verewigen,

b) auf die Bestellung eines «White Russian», weil man Putin, quasi das lebende Abbild der schrecklichen Mixtur, in jeder Lebenslage meiden sollte, und

c) auf Kulturmonologe (egal wie leise man sie vorträgt), wenn man nicht jedes Gemälde in der Bar binnen zehn Sekunden seinem Schöpfer zuordnen kann.  

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Die Unermüdliche

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Freundlich hinter der Bar - ohne auszubrennen.

Freundlich hinter der Bar – ohne auszubrennen. Foto: Amanda Nikolic.

Susan Peter steht seit 18 Jahren hinter der Bar des Supermarkets, mit einem ein-, zweijährigen Unterbruch, während dem sie an jener des «alten» Q gearbeitet hat. Dabei war sie den meisten ihrer Gäste (und es waren abertausende) ein bekanntes Gesicht mit einem unbekannten Menschen dahinter: Derweil man als Barkeeper in einer Bar die Musse hat die Leute in Gespräche zu verwickeln, ist das Bartending in einem gut laufenden Club mehr Hochleistungssport mit Marathon-Charakter. Für den Barkeeper und seinen Kunden bleibt keine Zeit sich kennenzulernen, erst recht nicht wenn man an einer 360 Grad-Bar arbeitet wie Susan und die Durstigen nicht nur vor sondern auch hinter einem nach Flüssigem lechzen.

Sie generiert die Job-Nestwärme denn auch nicht aus der Interaktion mit ihren Gästen, sondern aus dem Team: «Die Supermarket-Belegschaft ist eine über viele Jahre zusammengewachsene Familie, heute mehr denn je. Wenn man so lange zusammenarbeitet, dann ist ‚Familie‘ auch keine leere Floskel mehr». Susan ist es wichtig, dass an dieser Stelle der Zusammenhalt im Club hervorgehoben wird.

Sie selbst hat keine Kinder, obschon sie sich früher gerne als Mutter gesehen hätte. Trotzdem ist Babysitten Teil ihres derzeitigen Lebensentwurfs: Sie hat vor zwei Jahren ihren Wochenjob in einer Zahnarztpraxis gekündigt, um sich eine Weile auf die für sie wesentlichen Dinge des Lebens zu fokussieren, und dazu zählen für sie vor allem das Hüten der Kinder einer Freundin und ehemaligen Kollegin, sowie das Kümmern um die betagte Grossmutter. Sie lebt somit ausschliesslich von dem, was sie an der Supermarket-Bar verdient. Sie brauche nicht viel Geld, habe für das Leben, das sie sich ausgesucht hat, auch ihren Lebensstandard auf ein spartanisches Niveau heruntergeschraubt. Das sei es ihr aber wert.

Dass sie ihr Job nicht bereits nach zwei, drei Jahren ausgebrannt hat, wie so viele ihrer Kollegen und Kolleginnen, liegt wohl daran, dass sie den ganzen Trubel und die Hektik im Club als Energiequelle sieht und nicht als etwas, was Energie kostet. An ihrem Job würden ihr alleine Gäste auf die Nerven gehen, die um mehr Wodka im Glas oder um Freidrinks betteln, denen nicht klar sei, dass ein Clubbetrieb Geld kostet: “An der Migros-Kasse fragt ja auch keiner, ob er zu seinem Einkauf noch eine Tafel Schokolade gratis dazu kriegt”.

Warum es dann so viele im Club tun, will auch ihr nicht in den Kopf. Was sie hingegen geniesst, ist die mütterliche Rolle für weibliche Clubgäste, die erst kurz vor ihrem Stellenantritt im Supermarket zur Welt gekommen sind: «Es kommt schon vor, dass ich Mädels sage sie sollen doch bitte auf ihre Freundin aufpassen, die gerade penetrant von einem zwielichtigen Typen angebaggert wird». Susan schmunzelt.

Zum Schluss blickt mich die bescheidene Schwarzhaarige mit den melancholischen Augen entschuldigend an und meint es täte ihr leid, dass sie nicht viel Aufregendes zu erzählen habe: Sie sei halt schon eine eher langweilige Person.

Jetzt muss ich schmunzeln.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Dann lieber Abwasch

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Lesung des Schriftstellers Jonathan Safran Foer im Zürcher Kaufleuten. (Foto: Beni Frenkel)

 

Montag ist mein Glückstag. Seit ich beim «Stadtblog» schreiben darf, nehme ich mir den Montagabend frei. Ich sage dann zur Frau: «Du, Schatz, ich muss leider wieder auf Recherche gehen.» Sie seufzt dann immer. Denn das bedeutet für sie, dass sie nun alles selber machen muss: Abendbrot vorbereiten, Kinder ins Bett bringen, Abwasch machen.

Ich hingegen stürze mich ins Nachtleben. Aber ich könnte auch in einer Regenpfütze liegen und trotzdem lachen. Kein Abwasch! Kein Herumschreien! Kein Aufräumen!

Meistens gehe ich am Abend, wohin mich meine Füsse tragen. Ich laufe zickzack durch die Stadt. Einmal hier, einmal dort, Hauptsache fort. Diesen Montag lief ich am «Kaufleuten» vorbei. Zwei Vorlesungen standen an: Minna Lindgren, eine finnische Altersheim-Schriftstellerin und Jonathan Safran Foer, amerikanischer Schriftsteller. Ich fand Safran und Foer zwei sehr lustige Namen und entschied mich für den Ami. Das wird sicher great.

Vor der Abendkasse stand ein Zweimetermann. «Alle Sitze ausverkauft.» – «Ich kann auch stehen.» – «Nee, das geht nicht wegen den Brandschutzregeln. Aber wissen sie was? Versuchen sie es fünf Minute vor Lesungsbeginn. Da lässt sich was machen. Sind ja viele Menschen krank zurzeit.» Ich zählte mein Geld zusammen. 25 Franken fürs Ticket und eine 10-Franken-Note für die guten Dienste.

Dann liess ich mich auf ein Sofa fallen. Warten. Warten. Warten. Ich erkannte einen ehemaligen Arbeitskollegen. Er hielt zwei Tickets in der Hand und eine hübsche Dame an der Hand. Ich hustete in ihre Richtung. Aber die beiden lachten nur und gingen weiter. Darf man so mit mir umgehen? Endlich. Fünf vor acht Uhr. Ich lief zur Abendkasse und wedelte mit den Geldscheinen. «Tut mir leid», so die Abendkassendame, «restlos ausgebucht. Wirklich, es tut mir leid.»

Wütend und wortlos stürmte ich nach draussen. Jetzt habe ich eine Stunde für nichts verplempert. Das ist ja fast so schlimm, wie die Kinder ins Bett bringen.

Dem Safran Foer zeigte ich in Gedanken meinen besonders langen Stinkefinger. «Wie kann ich mich jetzt an der Literatur rächen?», durchschoss es mein Gehirn. Das böse Teufelchen in mir sagte: «Bücherverbrennen.» Das gute Teufelchen aber meinte: «Bücherverbrennen? Hallo, es regnet draussen.»

Soll ich zur Lesung von Minna Lindgren gehen? Altersheim-Prosa? Nur das nicht. Dann lieber Abwasch.

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Gesagt ist gesagt

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«Ich hätte die Menüpreise in Zürich erhöht.»

Die Spitzenköchin Vreni Giger wirtet seit 100 Tagen im Zürcher Restaurant Rigiblick. Die Pionierin der regional-saisonalen Küche verlangt nicht mehr als zuvor im St. Galler Jägerblick – weil es der Zürcher Frauenverein so wünscht. (Foto: Sabina Bobst) Zum Artikel

«Mit Norah Jones haben wir einen Superstar verpflichtet»

Gute Nachricht für alle Musikfans: Das Zürcher Openair findet nach einer einjährigen Zwangspause wieder im Dolder statt. Der Veranstalter Hanswalter Huggler verrät, welche Stars auftreten. (Foto: Sabina Bobst) Zum Artikel

 

«Es war ein kleines Paradies.»

Keine Gnade: Dies ist die Geschichte vom Ende eines wunderschönen Gartens im Höngger Rütihof und vom hemdsärmeligen Vorgehen eines quartierbekannten ehemaligen Landwirts. Hobbygärtner Marcel Odermatt ist über dessen Zerstörungswut enttäuscht. (Foto: Marcel Odermatt) Zum Artikel

 

«Ich bin kein Promi.»

Keine Angst vor grossen Tönen: Die Zürcher Sängerin Anna Känzig ist für den Swiss Music Award 2017 nominiert und das gleich zweifach: «Best Female Solo Act» und «Best Breaking Act». Ihre natürlichre Bescheidenheit beeindruckt die Fans. (Foto: Reto Oeschger) Zum Artikel

 

«Jetzt bin ich zu alt dafür.»

Bei der Prominenten-Premiere des Musicals «Mary Poppins» haben sich diverse Politiker als Fans des Kindermädchens geoutet. Wie soll man das bloss deuten? Der Schauspieler Walter Andreas Müller hat sich jahrelang insgeheim auf die Rolle des Kaminfegers vorbereitet – doch es kam nie ein Anruf. (Foto: Doris Fanconi) Zum Artikel

 

«Unser Produkt ist tatsächlich eine Weltneuheit.»

Ihr Produkt ersetzt beinahe den Barkeeper. Eine Weltneuheit sei das, sagen die Zürcher Macher von Mikks. Wer Alkohol, Eis und ihre Geschmacksessenzen kräftig schüttelt, hat schon einen guten Cocktail geschaffen. (Foto: Raisa Durandi)

 

«Vor Gericht geht es um Details.»

Das Stadion Letzigrund zeigt exemplarisch, wie sich Rechtsstreitigkeiten im Zürcher Baugewerbe verändern. Am Ende trifft es auch den Steuerzahler. Jetzt sei harte juristische Knochenarbeit nötig, sagt Urs Spinner vom Hochbaudepartement. (Foto: Thomas Egli) Zum Artikel

 

«Wir kämpfen, denn das darf nicht sein.»

Nach dem Umbau soll in der Tonhalle eine kleinere Orgel eingebaut werden. Gegen diese Pläne hagelt es Kritik aus dem In- und Ausland. Nun wollen Kulturschaffende wie der Organist Ulrich Meldau mit aller Kraft eine Verkleinerung des Instruments verhindern. (Foto: Timmy Stocker) Zum Artikel

 

«Ich gebe denen, die nichts haben.»

Sie kämpft seit zehn Jahren gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und setzt sich für Bedürftige ein: Hélène Vuille heisst die Frau, über die ein neues Buch mit dem Titel «Die Brückenbauerin» erschienen ist. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Es hilft nichts, betrunken zu sein»

Das Zürcher Literaturmuseum Strauhof widmet sich in seiner aktuellen Ausstellung den Rauschdichtern und Schreibbeamten. Max Frisch zum Beispiel wusste genau, was nicht hilft, wenn man mit dem Schreiben beginnen soll. (Foto: Keystone) Zum Artikel

 

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«Swiss Music … was?»

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Mainstream und ein paar neue Talente - nichts Elektronisches. Der SMA.

Mainstream und ein paar neue Talente – nichts Elektronisches. Der SMA.

Am Freitag wurden im Hallenstadion zum zehnten Mal die Swiss Music Awards verliehen und das urbane Nachtleben war nicht eingeladen. Wobei «nicht eingeladen» in diesem Fall nicht ausführlich genug formuliert ist: Mit Alan Walker, dem Sieger in der Kategorie «best hit international», hat gerademal ein einziger Interpret junger, elektronischer Musik etwas gewonnen –  und Walker ist nicht einmal Schweizer, sondern Brite.

Ein etwas kurioser Zustand konsequenter Ignoranz, denn das hier ist der Einleitungssatz des Abouts auf der Homepage der SMA: «Die Swiss Music Awards, der grösste Musikpreis der Schweiz, dienen der Förderung der nationalen Musikszene und präsentieren gleichzeitig deren kulturelle Vielfalt». All die vielen Musikclubs in der Schweiz scheinen für das SMA-Komitee ganz offensichtlich nicht zu dieser kulturellen Vielfalt zu zählen, denn sie, ihr Programm, ihre Musik und deren Interpreten finden schlichtweg nicht statt.

Den musikalischen Facettenreichtum in diesem Land bestimmen für die Verantwortlichen der SMA Beatrice Egli (best female solo act), Trauffer (best male solo act und best album), Schluneggers Heimweh (best group und best breaking act) und Mark Kelly (er hat den Röschtigraben-Mitleidspreis für den best act Romandie gewonnen).

Immerhin kann man auf der Page der SMA einen Anflug von Selbsteinsicht erkennen: «Einerseits wird Newcomern eine Plattform geboten, um ihre Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, andererseits wird das Schaffen der erfolgreichsten Musiker gebührend geehrt». Dem Komitee der SMA geht es somit nicht darum, möglichst innovative, talentierte oder gar stilbildende Musiker auszuzeichnen, die ihr Genre und die Musik in ihrer Gesamtheit voranbringen. Es geht ihm einzig und alleine um Absatzzahlen, egal wie mitleiderregend diese mittlerweile sind: Die SMA sind die unentwegt spielende Band auf dem Luxusdampfer «Plattenindustrie», der längst mit einem Eisberg namens Internetpiraterie kollidiert ist, der ihm den Rumpf der Länge nach aufgeschlitzt hat.

Man braucht kein Tränchen fürs Nightlife zu verdrücken und sich über dessen Nichtberücksichtigung an den SMA zu grämen. Die Club-Szene mag Award-Verleihungen nicht, mochte sie noch nie, erst recht nicht wenn sie auf Hollywood getrimmt sind wie jene im Hallenstadion. Auch die am 21. Februar zur Vergabe anstehenden Swiss Nightlife Awards müssen immer noch um Anerkennung kämpfen, und das SNA-Komitee um Oliver Diggelmann verbringt alljährlich viel Zeit mit dem Ringen um Akzeptanz. Einzig bewusst bescheiden gehaltene Preisverleihungen wie die in diesem Jahr erstmals verliehenen gds.fm-Awards geniessen einhelligen Respekt, decken hingegen nur eine Seite des Nachtlebens ab.

Aber vielleicht sind Award-Verleihungen grundsätzlich nicht mit Schweizerischer Bescheidenheit vereinbar. Glaubt man nämlich einer entsprechenden Umfrage des 20minuten, scheren sich zwei Drittel von dessen Leserschaft keinen Deut um die Swiss Music Awards. Will heissen: Für einmal scheint sich das Nachtleben mitten im Volk zu befinden.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Der fröhliche Klaus

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In den Räumen des ehemaligen Kinski sind jetzt fröhliche Leute zu Gast.

In den Räumen des ehemaligen Kinski (Bild) sind jetzt fröhliche Kläuse zu Gast.

Ende 2015 musste der Kinski Club an der Langstrasse für immer schliessen. Bei der Schliessung des Clubs wurde (wie bei den meisten Gastrolokalen an der Langstrasse) hinter vorgehaltener Hand auch von einer zu hohen Raummiete gesprochen und dem mit dem Kinski-Closing angekündigten Klaus Club (Eröffnung am 9. Januar 2016) wurden damals nur geringe Überlebenschancen eingeräumt.

Alain Mehmann und Nici Faerber, die exponierten Klaus-Macher, kannte man zwar. Jedoch hat sich Mehmann als Mitbetreiber des Heaven-Club im Niederdorf und als Veranstalter der Behave-Partys in der Büxe nur in der Gay-Szene einen Namen geschaffen und Nici Faerber war zwar bereits ein bekannter DJ, aber zu jung, um als Clubchef ernst genommen zu werden.

Längere Zeit blieb es denn auch ruhig ums Klaus. Man hörte nicht viel und aus der Gerüchteküche ertönte das Zirpen der Grillen und nicht das Klappern von Töpfen. Doch dann begannen die Szene-Leader, also jene Leute die über einen (selbst- oder fremdattestierten) Riecher für die ultimativen Partys und Clubs verfügen, bei jeder Gelegenheit zu erwähnen, dass man dem Klaus unbedingt einen Besuch abstatten muss – es schien sich was zu tun, hinter der unscheinbaren Tür an der Langstrasse 112.

Das Klaus ist ein kleiner Club. Hat man das Prozedere an der Kordel (fürs Klaus steht jeder an, egal wie viel Gewicht er im Zürcher Nachtleben hat) absolviert und zählt zu den Glücklichen die den Code für die betreffende Partynacht in der Tasche oder ihren Namen auf der «friend of Klaus»-Liste stehen haben (hat man beides nicht kann man sich das Anstehen sparen: Das Klaus ist ein Member-Club) betritt man das ebenerdige Fumoir, das aussieht, als wären ein Händler von Vintage-Lampen und der Betreiber eines Brockenhauses zusammengezogen.

Gays und Heteros sind hier bunt gemischt und zwar nicht nur an entsprechenden Themenpartys sondern immer. Man kennt sich, man mag sich, man plaudert unmittelbar drauflos und mittendrin wuseln freundliche Klaus-Mitarbeiter wie der stets in die Jacke einer alten Kadettenuniform gehüllte und ebenfalls am Club beteiligte Host Oli Jordan. Es kann auch vorkommen, dass Klaus-Chef Alain Mehmann die Gäste im Hugh Hefner-Bademantel begrüsst.

Unten im Keller brodelt es derweil: Techno- und House-DJs, manchmal aus dem Ausland angereist, meist jedoch mit Lebensmittelpunkt in Zürich, verwandeln den in rotes Licht getauchten Club-Keller in eine lustige Hölle, immer gefüllt mit fröhlichen Menschen. Und fröhlich heisst hier tatsächlich fröhlich, nicht selbstverständlich für einen Zürcher Club. Und auch immer heisst immer: An diesem Wochenende hatte das Klaus ab Freitagabend bis Sonntag durchgehend geöffnet – nicht zum ersten Mal.

Das Klaus ist der Club der Zürich seit der Schliessung des Cabarets an der Geroldstrasse gefehlt hat: ein Memberclub, der es tatsächlich schafft nicht elitär zu sein, der zwar mit einem ausgrenzenden Membersystem geführt wird, der aber an der Tür selbst alle gleich behandelt und sich keinen Deut um irgendwelche Szene-Vernetzungen schert. Selbst wenn das bedeutet, dass auch ich mich eine halbe Stunde lang mit zig anderen, maulenden und künstlich empört aus der Wäsche blinzelnden Einlasswilligen die Hauswand entlangdrücken muss: Das Klaus erzeugt auf diese Weise bei seinen Gästen ein Kollektivgefühl (die Basis für eine ureigene Clubbing-Atmosphäre) und hat damit ein Stück verloren geglaubte Nachtkultur nach Zürich zurückgebracht.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Der Techno-Geburtshelfer

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Ueli alias Manuel Mind ca 1995 mit Chäppi-

Ueli alias Manuel Mind ca 1995 an der Street Parade und mit Chäppi. Rechts von ihm: Patrick “Noise” Finger.

28 Jahre sind es nun, die Ueli alias Manuel Mind durchs Schweizer Nachtleben geistert. Diese Zeit ist ziemlich exakt deckungsgleich mit jener, in der Techno in diesem Land eine Rolle spielt und das ist kein Zufall: Manuel Mind zählt zu den Schweizer Türöffnern des Genres. 1989 war’s, als der damalige Teenager sich nach Interlaken aufmachte um mit Boumi B und der Berner Szene-Ikone Marco Repetto seine allererste Party zu schmeissen.

Auf dem Flyer standen damals die Namen von noch unbekannten DJs, wobei zu jener Zeit noch viele gar nicht wussten was ein DJ überhaupt ist. Mit den beiden Worten «Acid» und «House», die ebenfalls vom Flyer prangten, konnte das Gros der Bevölkerung erst recht nichts anfangen. Es ist nicht gelogen, wenn man behauptet, dass die Lebensader dieses Mannes, der sich Manuel Mind nennt, die Musik ist. Sie ist es für die er stets in die Clubs gegangen ist und geht, sie ist es die ihn antreibt und sie ist es, die ihm die Energie gibt auch heute noch Partys zu veranstalten.

In den Anfangszeiten der elektronischen Clubmusik in der Schweiz hat Manuel Mind die allererste Energy-Party nach der Street Parade mitveranstaltet, zusammen mit Arnold Meyer, Bruno Stettler, Thomas Bischofberger und anderen. Die Lastwagen zuckelten damals noch nicht ums Seebecken, sondern am Fraumünster vorbei, und die Energy fand noch nicht im Hallenstadion statt sondern im Kugellager SRO. Als DJ war er im Upspace in der Kanzel anzutreffen, wie auch an den Tarot-Afterhours. Manuel Mind: «Naja… es war mehr an den After-after-afterhours als an den Afterhours». Auch als Musikproduzent war er seit seinen Anfangstagen sehr umtriebig, hat zur Jahrtausendwende gar auf Oli Stumms Label veröffentlicht und der war in den 90ern (zusammen mit Djaimin und zwei, drei anderen DJs) das A und das O des Schweizer House.

Man könnte dem Irrglauben verfallen Manuel Mind sei im Geiste in den glorreichen Anfangszeiten des Schweizer Electronica-Clubbings stecken geblieben wie so viele andere, aber weit gefehlt: Er ist der Macher der Club Syndrom-Partys, die sich dem Baltimore- und dem Jersey-Club widmen, zwei Musikstilen, die sich in Zürich noch nicht durchzusetzen vermochten, wobei ihr eifrigster Schweizer Botschafter der Meinung ist, dass dies nur eine Frage der Zeit sei. Manuel Mind blickt auch nach fast drei Dekaden Clubbing vorwärts.

Die Wehmut des Alteingesessenen schwingt bei ihm dennoch mit. Aber ein klein wenig nur: «Früher gingen die Leute auch mal in eine ihnen unbekannte Location wegen eines bestimmten DJs. Heute gehen sie nur noch in bestimmte Clubs und interessieren sich gar nicht mehr wirklich dafür, wer da spielt. Viele Booker sind dadurch zu bequem geworden, zu wenig mutig». Aber er sieht auch Verbesserungen: «Die Soundanlagen sind viel besser als früher». Die Altgedienten hatten ihre Krisen, viele haben ihre Dämonen. Aber die, die heute noch dabei sind, haben begriffen worauf man sich in diesem Umfeld besinnen muss, wenn man auch nach 28 Jahren noch Leidenschaft für diese eigene, kleine Welt empfinden möchte und nicht irgendwo unterwegs verglühen.

Und das ist (eben) die Musik.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Gesagt ist gesagt

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«Oft sind Kundinnen irritiert, weil sie
einen knackigen Kurier erwarten.»

Velokuriere haben einen der härtesten Jobs der Welt. Was bringt sie dazu, auf der Strasse täglich ihr Leben zu riskieren? Carla Bruppacher ist eine von ihnen. Sie legt im Jahr ungefähr 19’000 Kilometer auf ihren zwei Rädern zurück. Ihr Velo ist ihr Lastesel, Kampfjet, Insel und ihr Freund. (Foto: Urs Jaudas) Zum Artikel

 

«Wir waren einmal böse Buben.»

Die 500 schönsten Rocker und Roller: In Wollishofen fand kürzlich der letzte Oil Leak Rumble statt. 500 Töff-Fans vom harten Biker bis zum eleganten Vespa-Fahrer trafen sich im Güterschuppen. Marc Baier ist der Chef eines Vereins, der nach Kulturtreff tönt und nicht nach harter Motorradgang. (Foto: Doris Fanconi) Zum Artikel

 

«Der Irre neben dem Bett.»

Nachbarn, die auf dem Balkon Kette rauchen? Ihren stinkenden Abfall im Treppenhaus deponieren? Es gibt nichts, was es nicht gibt. Sie sind längst nicht das grösste Übel, wie folgende Geschichte des TA-Redaktors Thomas Wyss zeigt. (Cartoon: Ruedi Widmer) Zum Artikel

 

«Hohe Landpreise führen
zu hohen Mieten.»

Millionen für die Genossenschaften: Private bauen in Zürich Wohnungen wie noch nie. Jetzt sollen die Genossenschaften Geld bekommen, um beim Landkauf mithalten zu können. Wie es zu den hohen Mietern kommt, weiss Barbara Thalmann, Präsidentin des Verbands der Zürcher Wohnbaugenossenschaften. (Foto: Reto Oeschger) Zum Artikel

 

«28 Lichtschranken spielen Happy Birthday.»

Setzt sich Jonas Guggenheim etwas in den Kopf, gibt es für ihn nur wenig Hindernisse. Das zeigt zum Beispiel seine wunderliche, lichtgesteuerte Musik-Installation. (Foto: Doris Fanconi) Zum Artikel

 

«Es ist irrelevant, welche Sprache
zuerst gelernt wird.»

Aufwand und Ertrag stimmten nicht überein, sagen die Befürworter der Initiative gegen die zweite Fremdsprache in der Primarschule. Die Gegner warnen vor einem nationalen Sprachenstreit. Vera Lang, Schulpräsidentin im Schulkreis Glattal, dem grössten Zürcher Schulkreis, im Rededuell mit Christoph Ziegler, Sekundarlehrer in Elgg. (Foto: Reto Oeschger) Zum Artikel

 

«Barack Obama erhält kein Honorar.»

Die Zürcher Theologin Christina Aus der Au interviewt Ende Mai Barack Obama und Angela Merkel für ein Podium. Nervös ist sie trotz der hohen Promidichte nicht. (Foto: Sabina Bobst) Zum Artikel

 

«Es ist das beste Quartier der Stadt.»

Die bösen Buben aus dem Kreis 12: Die Rapper von Gsezhlos provozieren gerne. Doch nicht ohne Grund, wie ein Spaziergang mit dem Kopf der Crew zeigt. Samir Jebeniani, Kopf der Gruppe, weiss, weshalb er dem Stadtteil Schwamendingen die Treue hält. (Foto: Thomas Egli) Zum Artikel

 

«Wir haben eine moderate Leuchtreklame.»

Der Balgrist-Schriftzug nervt Anwohner: Die Uniklinik strapaziert mit ihrem Schriftzug das Augenlicht von Quartierbewohnern. Lichtverschmutzung. Auf strengere Auflagen reagiert sie mit einem Rekurs. Klinikdirektor Serge Altmann kann die Aufregung der Anwohner nicht verstehen. (Foto: Sabina Bobst) Zum Artikel

 

«Der erste Gedanke ist: Sofort weg damit.»

Franziska Maurer betreut Eltern, deren Baby während der Schwangerschaft oder bei der Geburt gestorben ist. Die Geburt eines toten Kindes könne sogar tröstlich sein. (Foto: Sophie Stieger) Zum Artikel

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Die Glitzerfeen

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Findet sich auch am Montag noch im Gesicht: Die Arbeit von Valérie & Valérie

Findet sich auch am Montag noch im Gesicht: Die Arbeit von Valérie & Valérie

Bis vor einigen Jahren, existierte – in Zürich und auch anderswo – die Unsitte Konfetti an die Partys mitzunehmen. Für die Gäste war das Bewerfen von Mitfeiernden mit den kleinen Papierschnipseln ein unbedarfter Spass, für die Angehörigen von Putzequipen so circa das Schlimmste, was man ihrem Berufsstand antun kann: Vermischt sich das Konfetti nämlich auf dem Boden und in den Ecken und Ritzen mit den verschütteten Getränken, entsteht eine klebrige Masse, reinigungsresistenter als ein Rotweinfleck auf einem weissen Laken.

Wer innerhalb des letzten Jahres regelmässig Clubs an der Langstrasse oder in Zürich West aufgesucht hat, dem dürfte das Aufkommen einer neuen Ausgeh-Mode aufgefallen, Clubber und Clubberinnen die in den nächtlichen Strassen funkeln wie Discokugeln. Es sind beileibe nicht nur Frauen, die sich in den Clubs dergestalt herrichten lassen, sondern auch brustbehaarte Tanzflächencasanovas mit Bärten wie Regenwälder.

Erfinderin dieses Trends ist die Visagistin Valérie Caminada, die unter der Woche Gesichter im Time Tunnel im Niederdorf aufpeppt und die die meisten als quirlige Bartenderin des Hive kennen dürften. Ihre Erlebnisse an der Bar des Bienenstocks verarbeitet sie in ihren «OffenBARungen» auf Facebook – in Dialogform verfassten, pointierten Texten mit ihren skurrilsten Erlebnissen mit Clubgästen.

«Angefangen hat alles vor circa einem Jahr, an einer Party im französischen Schloss des Hive-Gründers Nicola Schneider. Dort habe ich erstmals Clubber geschminkt und beglitzert. Mir ist aufgefallen, dass die Leute in den Clubs oftmals ziemlich uniform erscheinen … Alle sind zwar aufgestylt, sehen am Ende aber dann doch irgendwie gleich aus. Das wollte ich durchbrechen». Das ist ihr auch gelungen: Schnell etablierte sich die Berufsbezeichnung ‚Glitzerfee‘.

Caminada ist bereits für Partys im Dezember 2017 als solche gebucht und alleine geht sie ihrer Tätigkeit auch nicht mehr nach. Die Zusammenarbeit mit ihrer Glitzergefährtin Valérie Chavez, verdankt sie einem Zufall: «Ich wurde für den ersten Geburtstag des Klaus-Clubs von dessen Mitarbeiter Carlos Ribeiro als Glitzerfee gebucht. Gleichzeitig hat der Klaus-Mitbesitzer Nici Faerber auch die Kleinkindererzieherin Valérie Chavez angefragt und erst als wir beide dort mit unseren Schminkkoffern auf der Matte standen hat sich herausgestellt, dass Ribeiro und Faerber nicht von derselben Valérie gesprochen haben». Die beiden verstanden sich jedoch ausgezeichnet und beschlossen fortan gemeinsame Sache zu machen.

Aus dem Partygag ist für die beiden sympathischen Zürcherinnen ein einträgliches Geschäft geworden: Ihr Honorar von den Clubs peppen sie mit der sogenannten ‚Glitzertippkasse‘ auf in die zufrieden Glitzernde (in acht Stunden schminken die beiden bis zu 100 Clubber und Clubberinnen) einen Betrag nach Wahl werfen können. Und so ganz nebenbei verleihen die Glitzerfeen dem Zürcher Nachtleben eine zauberhafte Note und haben obendrein einen neuen Berufsstand mit eigenem Namen erfunden.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof Basel, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

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Bohemian Disneyland

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Shabby Chic-Kulisse für einen urbanen Lifestyle.

Shabby Chic-Kulisse für einen urbanen Lifestyle.

Ein Junkie schlurft langsam an der frisch renovierten Ladenfront des urban-stylischen Migrolino an der Langstrasse vorbei. Er heisst wohl Gerard und ist einer der wenigen, die im Quartier noch sichtbar sind. Man wird den Verdacht nicht los, er werde geduldet, um die zwielichtige Atmosphäre der Langstrasse zu konservieren.

Genau wie die Prostituierte, die im Schaufensterspiegelbild ihren viel zu kurzen Rock gelangweilt nach unten zupft. Ihre Kolleginnen wurden ja schon in die Fickboxen in Altstetten deportiert. Herdenhaltung unter kontrollierten Bedingungen, nicht so glamourös wie ein verruchtes Rotlichtmillieu mitten in der Stadt.

Aber ganz will man bei der Langstrassen-Aufwertung dann doch nicht auf die abgefuckte Bright-Light-Big-City-Deko verzichten. Schliesslich ist «Langstrasse» eine Marke, die ihrem Ruf gerecht werden muss. Sonst geht die «Street Credibility» verloren und man kann den Wohnraum weder teuer an die Mittelstandshipster (Irgendwas mit Medien! Kunst! Projekte! Berlin!) verscherbeln, noch jedes Wochenende eine Horde von zwanzigtausend Spasszombies durch das sorgfältig inszenierte Nightlifewunderland schleusen.

Es gibt noch ein, zwei schmuddelige Bars, in denen am frühen Abend einsame, ältere Männer aus der Agglo die Gesellschaft verlebter Animierdamen mit Alkohol zu einer romantischen Begegnung verklären. Auch in den Seitengassen findet man noch das, was die Stadt «problematische Liegenschaften» nennt. Wie Schimmel kleben hier noch die Reste der versifften, verhurten Langstrasse vergangener Tage in den Fugen, bis der Dampfreiniger der Gentrifizierung mit hochgeheizten Mietpreisen auch ihnen den Garaus macht.

Mir fällt es schwer, mit nostalgischer Sozialromantik auf die Ecken rund um die Langstrasse zu blicken. Ich torkelte hier in den 90ern selbst im Heroinnebel auf der Suche nach meinem Dealer durch die Strassen. Ich bin froh, dass diese Zeit vorüber ist.  Auf der anderen Seite schmerzt es mich, wenn ich sehe, wie ein Quartier langsam seine Identität verliert.

Es ist nicht so offensichtlich, da die Veränderung sorgfältig mit künstlicher Atmosphäre überschminkt wird, weil coole Kollektive ihre Lokalitäten mit «authentischem» Shabby Chic überdecken –  wie eine alternde Hure, die sich längst vergangene Jugend ins Gesicht malt. Und das Publikum liebt es. Man setzt sich vor der Pappkulisse einer vergangenen, verruchten Realität in Szene, mit Rennvelo, bedeutungsvollem Tattoo, Dutt und weltoffener Attitüde, zwischen Statisten wie Gerard und der Hure. Bohemian Disneyland. Man reibt sich an einer Vergangenheit, die eigentlich nicht cool, sondern eher hart und ziemlich traurig war.

Noch ist die Langstrasse nicht tot. Aber sie ist schon von der Vergänglichkeit gezeichnet. Und die Hipster, die jetzt den langjährigen Anwohnern sagen, sie sollen halt woanders hinziehen, wenn sie den Lärm und Dreck des Nachtlebens nicht aushalten, werden von Leuten vertrieben, die ihnen sagen werden: Dann zieh doch woanders hin, wenn du dir die Miete nicht leisten kannst.

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Sehen und übersehen werden

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Der Mensch, das liest man nun, da die künstliche Intelligenz ihren Latschen ins globale Torportal gestellt hat, auffallend oft, sei die beste und komplexeste Maschine, die seit Menschengedenken konstruiert worden sei (vielleicht hegen die, die es schreiben, die Hoffnung, es wirke wie autogenes Baldrian und würde unsere geplante Meuterei gegen die Algorithmen verhindern oder so).

Und wenn das für Menschen ganz allgemein gilt, gilt das für Zürcher Menschen selbstverständlich im Besonderen – als Stadt mit der zweithöchsten Lebensqualität verfügen wir über die schlicht optimalen Triple-B-Reproduktionsbedingungen: Bio-Natura-Fleisch (mit vielen feinen Proteinen für die Virilität), Bico-Matratzen («für ä tüüfä gsundä Biischlaaf») und Bugaboos (für genügend Frischluftzufuhr; mit diesen Kinderwagen können die Dadster die gedeihende Brut gar joggend ins Lieblingscafé und zurück in den gentrifizierten Loft verfrachten).

Dennoch, wir wollen das nicht beschönigen, ist selbst die formidable Zürcher Menschmaschine bisweilen überfordert (zumindest jene in der Standardausführung) – und wenn das passiert, dann oft in Situationen wie am vergangenen Mittwoch an der fidelen Geburtstagsfeier der Rio-Bar.

Denn die famose Rio-Bar ist eines der wenigen lokalen Lokale, dessen Partys man (und frau, die Damen sind bei uns immer mitgemeint, Ehrensache!) selbst dann nicht verpasst, wenn man nicht mal eingeladen ist. Darum hat es an diesen Sommerfeten stets entsprechend viel Volk, darum gibt es da entsprechend viel zu sehen: Achseln, Bäuche, Chnüü, Décolletés, Ellen, Füsse, Glatzen, Hintern, Iriden, Jesussandalen, Knorpelschäden, Lippen (mit Botox, Gloss oder Herpes), Muskeln, Nasen, Ohren, Patellasehnen, Rücken, Schnäuze, Taillen, Unterschenkel, Verstauchungen, Wangen, X-Beine, Yin- und-Yang-Tattoos, Zähne (notabene häufig in exzellenter Ausführung) – und all die fancy Kleider, Smartphones, Velos und so weiter und so fort sind da noch nicht einmal inbegriffen!

Entweder ist man im Augenblick dieses Anblicks bereits entspannt betrunken und bekommt all das nur noch ungefähr mit. Oder man gehört zum inneren Kreis, hat schon vier bis fünf Rio-Geburtstage mitgemacht und weiss, wie man sich in einem solchen Menschenmeer psychisch wie optisch über Wasser hält (zu diesem Thema gibt es dann in unserer Gebrauchsanleitung mal noch einen Sonderbeitrag). In allen anderen Fällen jedoch erleidet man dasselbe Schicksal wie einst der Flipperkasten, dem man aus Wut über den Kugelverlust in die Seite trat, nämlich den Tilt, das ins Gesicht geschriebene «Game over». Weshalb das Los des Abends fortan «sehen und übersehen werden» lautet; so sind sie, die ungeschriebenen Gesetze des Zürcher Ausgangs.

Was tun? Schwierig, auf diese Frage einen nachhaltigen Rat zu geben (wir empfahlen bislang immer, in solchen Schieflagen einfach so zu tun, als würde man sich bestens amüsieren, aber eine souveräne Lösung ist das natürlich nicht). Dafür war am Mittwoch in der Rio-Bar mitzuerleben, was eher nicht getan werden sollte: Ein Menefreghista im Sommeranzug meinte, er könne mit dem Spruch «Ich bin ein VIP» die überlange Schlange zu den Toiletten ignorieren. Als er vom Klo zurückkam, sagte eine Frau: «Hey, würdest du ein Shirt mit der Aufschrift ‹Ich bin auch ein arrogantes Arschloch› tragen, wär Deine Aktion eben fast noch originell gewesen.» Hohn und Spott der Umstehenden war derart immens, dass der «VIP» dann rasch das richtig Weite suchte. Ja, in solchen Momenten ist unsere friedliche kleine Stadt gnadenloser, als es der sagenumwobene Wilde Westen war.

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«Wääk, Sommer!»

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Wozu Club, wenn man draussen tanzen kann?

Wozu Club, wenn man draussen tanzen kann? Zumindest bis um 22 Uhr der Stecker gezogen wird.

Der Sommer ist nach Zürich zurückgekehrt und alle freuen sich. Alle ausser jenen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Betrieb eines Fonduestüblis oder eines Clubs bestreiten.

Derweil sich die professionellen Zürcher Käseschmelzer immerhin auf die Witterungsunabhängigkeit der kulinarischen Neugier ausländischer Touristen verlassen können, mussten die Zürcher Nachtmacher erstmals in diesem Jahr Bekanntschaft mit der meteorologisch motivierten Sommer-Fahnenflucht ihres Stammpublikums machen: Petrus, hierzulande meist ein zuverlässiger Verhinderer von wochenendlichen Outdoor-Aktivitäten, war den Zürcher Club-Cäsaren der mit Grillzange meuchelnde Brutus auf der Senatstreppe.

Die städtischen Clubberinnen und Clubber hat es wenig gekümmert, denn mit Partys am Oberen Letten, auf dem Üetliberg, der Allmend oder in einem direkt an der Limmat gelegenen Lokal, standen ihnen genügend Frischluft-Alternativen zu Verfügung um sich die so dringend benötigte Dosis Beats und Bass zu verabreichen.

Jedoch scheinen sich die Veranstalter dieser (tagsüber stattfindenden) Feste bisweilen gegenseitig das Wasser abgegraben und potenzielle Gäste abgezwackt zu haben: Die eine oder andere Party scheint die Erwartungen in ernüchternder Manier unterboten zu haben. Aber die Macher nur mässig besuchter Draussenfeste waren an diesem Wochenende nicht die am ärgsten Gebeutelten, sondern die Chefs von Clubs ohne akzeptablen Aussenbereich, wie ihn beispielsweise das Hive oder der Supermarket ihr Eigen nennen.

Wenn auch die beiden genannten Lokale ihre Gäste nicht in gewohnter Anzahl zu mobilisieren vermochten, im Vergleich zu den reinen Indoor-Clubs waren sie klar im Vorteil: Dort gerieten selbst einige «todsichere» Nummern, Partys bei denen die Konstellation aus Club, Veranstalter und Line Up üblicherweise Garant für eine rappelvolle Tanzfläche ist, zu melancholischen Einsamkeiten mit eremitärem Anstrich.

Nun ist es aber nicht so, dass sich die Clubchefs wegen des wetterbedingten Umsatzeinbruchs an diesem Wochenende in Selbstmitleid suhlen und der Verzweiflung ergeben: Im Unterschied zu der auch durch Unerfahrenheit geprägten Aufbruchzeit elektronischer Clubs in den 90er Jahren, verfügen professionell agierende Nachtleben-Treibende heute über genügend monetäre Mittel und Know How um die Baisse der heissen Sommermonate unbeschadet zu überstehen.

Das Ausbleiben der Gäste während der heissen Wochenenden zwischen Mai und September ist einkalkuliert und einige Lokale, wie beispielsweise die Friedas Büxe in der zweiten Junihälfte, schliessen gar für ein paar Wochen im Wissen, dass sie mit 30 Grad Aussentemperatur nicht konkurrieren können. Jedoch gibt es auch den einen oder anderen Club der wider Erwarten noch nicht im Zürcher Nachtleben angekommen ist, dessen Betreiberschaft noch auf kein genügendes finanzielles Polster zurückgreifen kann und der sich deshalb leider kaum in den Herbst retten können wird: Der Sommer 2017 wird mit grosser Wahrscheinlichkeit einigen Spreu vom Weizen trennen.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

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Der Glanz alter Tage

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Stolze Flügel an der Zürcher Pride 2017.

Stolze Flügel an der Zürcher Pride 2017.

Gestern Sonntag ging bei strahlendem Wetter die Pride-Woche zu Ende. Höhepunkt war der Umzug am Samstag, an dem 19‘000 Menschen für gleiche Rechte für alle und insbesondere für lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Flüchtlinge einstanden – Rekord.

Tradition hat auch das Pride-Festival auf dem Kasernenareal, das am Wochenende die Besucher ebenfalls in stattlicher Zahl zu mobilisieren vermochte und wem Massenaufläufe zuwider sind, der konnte auf die alternative «Eyduso? The queer thing Festival» auf dem Kochareal zurückgreifen. Auch wenn der Zuspruch und das Interesse der Zürcher Bevölkerung im Vergleich zu jener in anderen Städten wie beispielsweise Berlin nach wie vor in Grenzen hält, so dürfen die Veranstalter die diesjährige Pride doch getrost als Erfolg verbuchen.

Für viele Pride-Besucher sind jedoch weder der Umzug noch die offiziellen und inoffiziellen Festivals die eigentlichen Highlights sondern die begleitenden Partys. Mit der Kiki-Party in Friedas Büxe, der Ride im Lexy, der Super-Blutt im Kauz und vielen weiteren Feten konnte sich auch diese Seite der diesjährigen Pride sehen lassen. Diese Partys haben aber auch offengelegt, wie sich die Rolle der Queers im Zürcher Nachtleben im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre verändert hat, denn sie waren häufig kaum von den üblichen Clubnächten zu unterscheiden.

Das war früher einmal anders: Clubs wie das Labyrinth, das Aera und diverse queere Partylabels waren in den 90er- und den Nullerjahren die Motoren und unablässig sprudelnde Inspirationsquellen der Szene, der kreative Pool aus dem sich sämtliche Club- und Partymacher die Ideen fischten. Die grossen Schwulenclubs sind längst aus dem Stadtbild verschwunden: Kleine Lokale wie der Heaven Club im Niederdorf oder die Heldenbar am Sihlquai haben ihren Platz eingenommen und queere Events von Partylabels wie Kiki oder Behave sind (von ein paar wenigen Ausnahmen abgesehen) bezüglich Look und Line Up deckungsgleich mit ihren heterosexuellen Pendants.

Einige verorten den Grund für den Rückzug der Schwulen aus der Führungsrolle des Nachtlebens beim Aufkommen von Dating-Plattformen, andere sind der Ansicht, dass es im Clubbing nichts Neues mehr auszuprobieren gibt, dass alles schon einmal gemacht wurde.

Der DJ, Veranstalter und ehemalige Mitbetreiber der Clubs Pfingstweide und Café Gold Patrick Juen vermag dieser Entwicklung aber auch Positives abzugewinnen: «Die Zeiten, als die Queers das Nachtleben dominierten und sich dort ihre eigenen Nischen schafften, sind vorbei, denn wofür viele gekämpft haben, ist heute zumindest teilweise Realität: Nämlich eine offene Clubbing-Kultur in der jeder und jede sich selber sein kann». Dennoch kommt auch bei ihm bei der Erinnerung an die glorreichen Sturm- und Drangjahre des Zürcher Nachtlebens etwas Wehmut auf: «Das Pride-Wochenende eröffnet die Chance sich wieder einmal so richtig auszuleben und damit auch die alten Zeiten hochleben zu lassen».

Glaubt man dem Feedback der Clubschaffenden, so hat die Pride 2017 auch dieses Ziel erreicht. 

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

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Aus der Gerüchteküche

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«Ui nei! .. und dann hat der Vujo ... »

«Ui nei! .. und dann hat der Vujo … »

Im Nachtleben dauert die Sauregurkenzeit von circa Ende Mai bis Anfang September: Wenn das Thermometer auch nachts nicht mehr unter 18 Grad sinkt bringt man die Leute nicht mehr in den Club.

In dieser Zeit hält das Nachtleben die Füsse still, respektive hält sie in den Zürichsee oder in die Limmat: Neueröffnungen im Sommer sind eine Rarität, ebenso Umstrukturierungen und andere potenzielle Quellen für aufregende Neuigkeiten.

Der Nightlife-Sommer 2017 scheint jedoch die grosse Ausnahme von der Regel zu werden. Angefangen hat alles mit der 20minuten-Meldung, dass Bachelor Vujo Gavric bald eine eigene Bar eröffnen werde. Dabei handelt es sich um die Valmann-Bar, die für kurze Zeit der Microcosmos des ehemaligen Revier-Betreibers Sven Schirmer war, ein im Nachhinein leider als eher kurzlebig zu taxierendes Kreis 1-Subkulturexperiment.

Dann schwenkte das Spotlicht aber schon bald auf den Club Babette, dem Nachfolge-Club des Café Gold, von Mirjam Fuchs in ihrem entsprechenden Tages Anzeiger-Beitrag das verhexte Haus genannt. Eine treffende Bezeichnung, vermochte doch noch niemand einen Club an dieser Adresse über längere Zeit erfolgreich zu führen. Das Babette bricht auf der Strecke zwischen Opening und Untergang aber sämtliche Rekorde: Obschon die Clubmacher mit dem Vermieter langfristige Verträge abgeschlossen hatten, purzelten die Negativmeldungen schon kurz nach Eröffnung im Stakkato auf die Langstrasse, sodass schon nach kurzer Zeit klar war, dass Babette nicht lange in Zürich verweilen und schon bald von dannen ziehen wird.

Und siehe da: Patrique Etter hat den Posten des Geschäftsführers abgegeben, das Babette wurde bereits für geschlossen erklärt, wird jedoch weiterhin künstlich am Leben erhalten, aber ohne die ursprünglich vollmundig angekündigte, feine Technoschiene. Aber nicht nur das Babette und das ehemalige Valmann sorgen für Geschnatter: Das Alice Choo scheint sich endgültig aus dem Zürcher Nachtleben zu verabschieden.

Die Betreibergesellschaft hat scheints Konkurs angemeldet, der Geschäftsführer hat in letzter Zeit gleich mehrmals gewechselt und glaubt man dem städtischen Gemunkel, macht das Gros der Zürcher Clubberschaft einen grossen Bogen um das Lokal. Ebenso das Gallery an der Talstrasse: Auch von dort hört man nicht eben viel Euphorisierendes (Personal- und Leitungswechsel, ändernde Öffnungszeiten, Konzeptänderungen, etc.), das die Hoffnung auf eine lange Bestehenszeit nähren würde. Das Gallery hat erst vor einigen Monaten den Rohrkrepierer King’s Club abgelöst, kurze Zeit beheimatet im vorherigen Stripclub gleichen Namens – die Talstrasse 25 scheint der Langstrasse 83 Konkurrenz um den Rang des verhextesten Hauses Zürichs machen zu wollen.

Wer nun denkt noch mehr Tohuwabohu sei nicht möglich, der ist gut beraten den Traditionsclub Flamingo in den Fokus zu rücken. Gut möglich, dass sich auch dort demnächst bezüglich Clubführung und -konzept etwas tut … Alles in allem eine gute Zeit für Nachtlebende, die zwischendurch mal gerne ein «Ich hab’s doch geahnt» von sich geben.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

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Turntable-Sexismus

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DJ Konstantin hält Platten auflegen für einen Männerberuf. Wegen des Barts?

DJ Konstantin hält Platten auflegen für einen Männerberuf. Wegen des Barts?

«Ich empfinde es als ungerecht, dass weibliche DJs zurzeit so sehr gefördert werden, obwohl sie meist schlechter auflegen als Männer. Für Frauen ist es wesentlich einfacher, als DJ erfolgreich zu werden, da die wenigen Frauen, die sich für das Auflegen interessieren, unverhältnismässig gepusht werden. Frauen, die eine Karriere in dem von Männern dominierten DJ-Business anstreben, verlieren ihre ‘weiblichen Qualitäten’ und ‘vermännlichen’ zusehends.»

Es ist eine Weile her, dass im Nachtleben Sätze für ähnlich viel Furore gesorgt haben wie diese von DJ Konstantin, Mitgründer des Weimarer Technolabels Giegling, die er einer Groove Magazin-Autorin ins Notizbuch diktiert hat. Die Entschuldigung Konstantins, die Journalistin hätte ihn und seinen schlechten Humor missverstanden, wirkt reichlich verlogen, haben die beiden Giegling-Mitglieder Dustin und Frauke die Ansichten ihres Kollegen doch bereits im selben Artikel bestätigt, in dem dieser seinen sexistischen Nonsense zum Besten gegeben hat:

Diese seien «im Kollektiv eine explizite, wenn auch nicht unbekannte, Einzelmeinung, die nichts mit den Ansichten der restlichen Labelmitglieder zu tun hat». Warum DJing ein Männerberuf sein soll, geht aus seinen bisherigen Statements nicht hervor (von hanebüchenen Aussagen zur Inhärenz des männlichen Macht- und Geltungsdrangs abgesehen): Es gibt keine zentnerschweren DJ-Koffer mehr zu schleppen und zwei, drei Stunden am DJ-Pult stehen und sich zwischendurch einen Drink einschenken kann man nun wirklich nicht als körperliche Schwerstarbeit taxieren. Bleibt also nur die Erklärung, dass in Konstantins klitzekleiner Welt Frauen weniger Sinn und Gespür für die Musik und den Umgang mit ihr haben. Das zu beweisen dürfte Konstantin angesichts der vielen weiblichen Turntable-Grössen wie beispielsweise Magda, Black Madonna, Anja Schneider, Ellen Allien oder Monika Kruse allerdings schwer fallen.

Ein bisschen Kopfnuss-Shitstorm hätte dem Ewiggestrigen also bestimmt ganz gut getan. Was da aber über ihn und sein Label hereingebrochen ist, ist ein brauner Online- und Fachpresse-Tornado, inklusive vereinzelter Buchungsstornierungen von Festivals für Giegling – im Clubbing existiert die Kollektivstrafe offenbar noch. Das wiederum zeugt nun von ziemlicher Verlogenheit seitens Nightlife-Community, denn auch die erdrückende Mehrheit der Schweizer Clubs wurde von Männern erdacht, von Männern gebaut, werden von Männern geführt und nicht zuletzt auch mehrheitlich von Männern bespielt. Konstantin hat eigentlich nur ausgesprochen, womit sich Frauen Wochenende für Wochenende konfrontiert sehen, mit der Tatsache, dass sie vor allem Konsumations-Anheizerchen für paarungswillige Männchen sind, ob vor oder hinter der Bar.

Die Aufregung um Konstantins Chauvinisten-Geseiere in Ehren, aber wenn sich die Herren Clubmacher, Veranstalter, etc. abgeregt haben, könnten sie das Ganze doch zum Anlass nehmen, sich des bisweilen irritierenden Frauenmangels in ihrem direkten Umfeld anzunehmen. Wenn weibliche Gäste doch so gut fürs Geschäft sind … könnte man da nicht mal einer Frau strategische Verantwortung übertragen?

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

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Hartes Pflaster

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Begeisterung alleine reicht nicht, um einen Club zu führen.

Begeisterung alleine reicht nicht, um einen Club zu führen.

In Zürichs Nachtleben sorgen derzeit diverse Clubs mit Schlagseite und drohenden Schliessungen für Gerede. Sorgen um die hiesige Clublandschaft muss sich deswegen aber keiner machen: Die Stimmen, die von einer Anpassung des Angebotes an die Nachfrage sprechen, verdienen grössere Aufmerksamkeit als jene, die bereits wieder das mottenzerfressene Leintuch des Clubsterben-Gespenstes durch die Gassen geistern sehen.

Dass die Zeiten für Clubbetreiber rauer geworden sind stimmt zwar, aber das hat nur wenig mit dem Nachlassen eines zwar wankelmütigen, sich aber dennoch stets auf hohem Niveau bewegenden Ausgehbedürfnisses urbaner Schweizer zu tun. Das Geld ist da, der damit verbundene Stress ebenfalls und somit auch der erfüllbare Wunsch nach Verdrängung der Alltagssorgen. Und der entlädt sich seit jeher in Wein, Tanz und Gesang.

Nach der Liberalisierung des Zürcher Gastgewerbegesetzes 1998 kam eine Zeit der Experimente und des Erkundens. Plötzlich durfte jeder eine Bar oder einen Club eröffnen und das Risiko dabei zu scheitern war geringer als heute: Die Nachfrage überstieg das Angebot bei weitem und beinahe alle Mitbewerber um die besten Nightlife-Plätze waren ebenfalls Autodidakten, die sich während des Sammelns von Erfahrung bisweilen im Dickicht verirrten und sich dabei auch mal eine giftige Beere in den Mund steckten. Viele von ihnen agierten zuvor in der Freiheit der Illegalität und mussten sich nun plötzlich mit Widrigkeiten wie Sozialabgaben und Bewilligungen herumschlagen.

Von Chaplins «Gold Rush» zu «Modern Times»: Wer heute als Nightlife-Neuling einen Club eröffnet, trifft in seinem wirtschaftlichen Umfeld nicht auf Laien mit denen er sein Leid teilen und damit halbieren könnte, sondern auf Profis mit teilweise 15 Jahren und mehr Berufserfahrung. Und die denken in der Regel nicht im Traum daran dieses Know How mit Newbies zu teilen und sich so ernstzunehmende Mitbewerber zu schaffen.

Einige von ihnen sind an mehreren Clubs beteiligt und die schauen sich jede Option auf eine Neueröffnung erst genau an und lassen sie beim kleinsten Zweifel an ihrer Wirtschaftlichkeit fallen. Ganz anders Neueinsteiger, welche die erste sich bietende Möglichkeit ohne zu zögern ergreifen, die auch grösste Bedenken bezüglich Lage, Konkurrenzsituation oder Raummiete beiseiteschieben, bloss weil sie sich schon immer einen eigenen Club gewünscht haben. Sie eröffnen dann das Lokal ihrer Clubber-Träume und keines das ein Marktbedürfnis deckt: „So schwierig kann das nicht sein: Ich gehe seit Jahren aus und konnte das Ganze auf diese Weise zur Genüge studieren“ – als ob jeder Vielflieger zum Piloten taugen würde …

Und siehe da: Die meisten der Clubs, die nun ins Schlingern geraten sind, wurden von Leuten eröffnet, die vor deren Eröffnung keine Erfahrung mit Führung oder Strategie eines Betriebes der Nachtgastronomie vorweisen konnten und wenn, dann haben sie diese nicht im speziellen und nach eigenen Gesetzen funktionierenden Zürcher Nachtleben gesammelt. Sie sind wie Cockerspaniel unter Wölfen.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

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Partypatrioten vs Hudigäggeler

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Kann man den 1. August auch ohne kitschiges Brauchtum feiern?

Kann man den 1. August auch ohne kitschiges Brauchtum feiern?

In zwei Wochen feiert die Schweiz Geburtstag. Ein ziemlich in die Jahre gekommenes Guetzli ist sie mit ihren 726 Jahren mittlerweile. Viel anzuhaben scheint ihr die Zeit aber nicht zu können, genau so wenig wie der Helvetia: Auf dem Einfränkler sieht die mit Schild und Lanze bewehrte Dame immer noch frisch und wehrhaft aus wie eh und je: Würde sie die soldatischen Accessoires zuhause lassen, sie hätte keine Probleme an den Selekteuren der Zürcher Clubs vorbeizukommen.

Dennoch tut sich das städtische Nachtleben traditionellerweise schwer damit, den 1. August zu feiern. Auf eine politische Botschaft wird verzichtet und auch auf alles, das den Verdacht der Volkstümelei erwecken könnte. Eigentlich ist der zusätzliche freie Tag nur eine Gelegenheit das Wochenende um eine Partynacht zu erweitern: Im Club Bellevue heisst die Party am 31. Juli Martin Buttrich (ein Verweis auf den Headliner, der da spielt), im Exil ist der unverwüstliche Nik Bärtsch zugange, Friedas Büxe bleibt geschlossen, im Mascotte findet eine reguläre Cool Monday statt und im Hive ein Bisschen Schweizfeiern unter dem Namen Nationale Feierei.

Wer sich den nationalstolzgeschwellten Bauch trotzdem mit einem ordentlichen Stück Geburtstagskuchen in Rot und Weiss füllen möchte, der kann sich an Extellent halten. Seit 2006 stellen die Macher des Partylabels alljährlich am Vorabend des 1. August eine Nationalfeier für Clubber auf die Beine. Dieses Jahr abermals mit einem Strassenfest beim und einer Feier im Plaza, samt Konzerten und DJ-Sets. Dabei wird nicht an Folklore gespart, auch nicht bei den Plakaten, die derzeit in den Trams hängen: Fahnenschwinger, Trachten und Alpenromantik.

Auch das offizielle Zürcher Bundesfeierkomitee, das in diesem Jahr eng mit Extellent kooperiert, spart nicht an Reminiszenzen an die Schweiz von Heidi und Knecht Ueli: Nebst der Rede von Stadtpräsidentin Corine Mauch ist das «Fest mit volkstümlichen Darbietungen» beim Pavillon in der Stadthausanlage und mit der Moderatorin Monika Fasnacht das Highlight, inklusive des Alphorntrios Bärgfridä, der Fahnenschwinger Kerns, der Jodlergruppe Schlierätal und des Ländlertrios Echo vom Hittlidach.

An dieser Stelle ein paar rhetorische Fragen: Was zum Alpöhi haben die Stadtzürcherin und der Stadtzürcher mit dem Programm der offiziellen Zürcher Bundesfeier 2017 am Sennenhut? Wann hört man hier unter dem Jahr mal einen Jodler oder sieht einen Trachtenträger eine Fahne schwingen? Warum wird an der offiziellen 1. August-Feier in der Stadt Zürich die Schweiz der Land- und nicht der Stadtbevölkerung gewürdigt (wobei auch etlichen auf dem Land wohnenden Schweizern bei so viel Haudrauf-Folklore etwas kötzlig werden dürfte)? Und: Gibt es wirklich nichts kulturell Passendes wofür man die Schweiz hochleben lassen könnte, etwas das nichts mit volksdümmlichem Judihui zu tun hat?

Ich denke, ich streck an dem Tag die Füsse in den Zürisee und lass Monika Fasnacht Fasnacht sein. Und freue mich darüber, dass Techno jetzt Zürcher UNESCO-Kulturerbe ist.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

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Summertime and the living is easy …

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Rücksicht auf Anwohner und kein Littering: Party on!

(Random picture): Rücksicht auf Anwohner und kein Littering. Party on!

Der Sommer ist in Zürich die Zeit der illegalen Outdoor-Partys. Zwar existiert seit einigen Jahren eine Jugendbewilligung für Draussen-Feten, für die kann aber nur ein Gesuch stellen wer nicht älter als 25 Jahre ist. Diese Praxis scheint sich trotzdem bewährt zu haben und selbst wenn sich der Vorsteher des Polizeidepartements der Stadt Zürich, Richard Wolff, der Ausweitung dieses Bewilligungsverfahrens auf ältere Ravebürger und –bürgerinnen gegenüber nicht unaufgeschlossen zeigt, dringenden Handlungsbedarf scheint er hier keinen zu erkennen.

Also halten sich die älteren Veranstalter mit Faible fürs Feiern unter blauem Himmel an die Tradition der illegalen Durchführung, suchen sich ein Plätzchen ohne unmittelbare Anwohnerschaft und stellen einen laufstarken Freund an die Kasse mit der Anweisung, bei einer allfälligen Sichtung von Ordnungshütern mit dieser die Flucht zu ergreifen.

Ein Vorfall an diesem Wochenende hat hingegen gezeigt, dass das gar nicht nötig ist, wenn man seinen Veranstaltungsort umsichtig wählt und wenn man es bezüglich Lautstärke und Littering nicht an Rücksicht mangeln lässt. Es war ein prächtiger Samstagnachmittag und seit einigen Wochen ist die Ankündigung eines Outdoor-Events durch die sozialen Medien gegeistert, der bereits im vergangenen Jahr für viel Furore in der Szene gesorgt hat, ein House- und Techno-Rummelplatz samt Wahrsagern und mit viel Liebe arrangierten Aufbauten mit nostalgischem Charakter.

Die Adresse des Austragungsortes wurde erst kurz vor Beginn der Party durchgegeben, ein sicherer Hinweis darauf, dass ein Anlass auf ziemlich wackligen Bewilligungsbeinen steht. Und einen ganz kurzen Moment lang hat es auch so ausgesehen, als ob diese Beine einknicken würden: Auf dem Weg von der Tramhaltestelle zum Festplatz (Die Feier war bereits in vollem Gange) wurden meine Begleitung und ich von einem Kastenwagen in Weiss und Orange überholt, der just auf der Höhe des Partygeländes die Fahrt verlangsamte und dann mitten auf der Strasse stoppte. Einen kurzen Augenblick dachten wir darüber nach auf dem Absatz kehrt zu machen und wieder nach Hause zu fahren, gingen aber trotzdem weiter, wenn auch etwas mutlos.

Aber dann: Als wir den Polizeiwagen fast schon erreicht hatten, sahen wir wie ein Arm aus dem Fahrerfenster gestreckt wurde, samt einer sich im Takt der Beats reckenden Faust. Ein Rudel Ordnungshüter grinste uns aus dem Wagen an: «Wie lange macht ihr hier?» fragte der Fahrer. «Bis Zehn oder so. Sonst kommt Richi Wolff und zieht höchstpersönlich den Stecker!», grinsten wir zurück, beides nur Angaben ohne Gewähr (die Party soll dann doch etwas länger gedauert haben und Stadtrat Wolff hatte am Samstag sicher Besseres zu tun als irgendwelche Stecker zu ziehen). Ohne ein weiteres Wort wurde der Motor des Polizeiautos angelassen und die Polizisten fuhren von dannen. Der letzte Clip vom Fest wurde um halb zehn Uhr abends auf Facebook gepostet und schaut nach würdigem Auslaufen samt Wunderkerzen aus.

Nun … bei einem dermassen umsichtigen Vorgehen seiner Leute liegt Richard Wolff vollkommen richtig, wenn er bei einer Ausweitung der Jugendbewilligung für Outdoor-Feste auf ältere Partygänger keinen Handlungsbedarf sieht.

Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Gonzo, Amboss Rampe, Nordstern Basel, Rok Luzern und Härterei.

Der Beitrag Summertime and the living is easy … erschien zuerst auf Stadtblog.

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