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Toleranz für Bier und Brüste!

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Sprechen wir darüber! Jeder hat jemanden in seinem Umfeld, der an Wiesn-Fieber leidet.

Sprechen wir darüber! Jeder hat jemanden in seinem Umfeld, der an Wiesn-Fieber leidet.

Natürlich müsste man sich grundsätzlich fragen, warum Menschen sich in Lederhosen und Dirndl zwängen, um sich dann mit wässrigem Bier so lange volllaufen zu lassen, bis sie genug Hirnzellen abgemurkst haben, um die unsägliche «Musi» an einem Oktoberfest ohne schwere aggressive Störungen zu ertragen. Oder warum sich eigentlich emanzipierte, junge Damen in Kostüme aus einer Zeit werfen, in der Titten die einzigen gesellschaftlichen Ausdrucksformen einer Frau waren. Und natürlich, warum sie ihre sekundären Sexualmerkmale einer besoffenen Horde von Männern auf dem Tablett präsentierten.

Aber wir bashen heute nicht. Findet sich doch im Umfeld eines jeden Zürchers irgend jemand, der da hingeht. Nicht leugnen, auch Sie kennen solche Randfiguren! Jeder kennt jemanden, der im Herbst anfängt, Dirndl-Bilder auf sein Facebook-Profil zu laden und bayrische Bonmots wie «O’zapft is» zu posten. Leute, die bei Bier und Brüsten von «kulturellem Anlass» schwärmen. Grenzen wir diese Menschen nicht aus! Üben wir hier für einmal Toleranz gegenüber den Unverständlichkeiten anderer Kulturen.

Lange war auch ich einer der Menschen, die nicht verstehen können, warum eine Züri Wiesn mitten im Hauptbahnhof oder auf dem Bauschänzli stattfinden muss, obwohl der Anlass überhaupt nichts mit Züri zu tun hat (abgesehen davon, dass da weit und breit keine «Wiesn», nicht mal ein Gebüsch, zu sehen ist). Aber Freunde aus den USA haben mir den Wert einer solchen Veranstaltung erklärt:

«Natürlich gehen wir an die Züri Wiesn! Das ist doch lokale Kultur. Ihr Europäer geht ja auch an die Tanzaufführungen unserer amerikanischen Ureinwohner. Und da dürft ihr nur zuschauen. An der Wiesn dürfen wir mitmachen!»

Natürlich führte ich an, dass die Wiesn nichts, aber auch überhaupt nichts mit unserer Schweizer Kultur zu tun. Mit Zürich schon überhaupt nicht. Darauf:

«So what? Ihr würdet ja einen Sioux-Vermählungstanz nicht von einem Lakota-Kriegstanz unterscheiden können. Und diese Kulturen unterscheiden sich stärker als ihr und die Bayern. Ausserdem ist die Züri Wiesn um Welten besser als das Original in München. »

Sie waren offenbar vor zwei Jahren an der echten Wiesn in München und waren angeekelt. Massen an Touristen, die so lange fettiges Essen mit Bier runterspülten, bis sie im Strahl reiherten. Sie wunderten sich über die aufgestappelten Alkoholleichen auf der Wiese am Rande der Wiesn. Auch die Schlägereien und sexuellen Übergriffe, die sie da an einem einzigen Abend erleben mussten, hätten sie an der kulturellen Überlegenheit Europas zweifeln lassen, an die alle reisenden Amis religiös glauben. Dann hätten sie letztes Jahr die Züri Wiesn entdeckt und jetzt sei alles wieder in Ordnung. Offenbar machen wir Zürcher wie immer alles besser.

«Hier in Zürich ist es einfach viel friedlicher und gesitteter. Hier kann man alles erleben, wie auf der echten Wiesn, und das, ohne dass Männer unter den Tisch urinieren oder sich in Decolletés erbrechen.»

In diesem Sinne: O’zapft is!

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Der Traum vom coolen Club

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Bild aus besseren Zeiten. Club Vegas (Bild Luzerner Anzeiger)

Bild aus besseren Zeiten. Club Vegas (Bild Luzerner Anzeiger)

Zürich West gilt als erste Partymeile des Landes. Ungeachtet der Tatsache, dass das ehemalige Industriequartier in den letzten Jahren durch die Betriebe an der Langstrasse eine Konkurrenz erhalten hat, die ihr bezüglich Stadtviertel-Belebung den Rang abläuft. Aber auch ungeachtet des Umstandes, dass eine andere Schweizer Stadt ein paar Strassenzüge ihr Eigen nennt, die Zürich West in Sachen Clubdichte in Nichts nachstehen: Kriens.

Zumindest auf den ersten Blick. Eigentlich ist das was in den letzten Monaten und Jahren in Kriens geschieht eher ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Leute, die nicht allzu viel Ahnung von wirtschaftlicher Planung und dem Nachtleben-Geschäft haben, sich auf Biegen und Brechen den Traum vom eigenen Club erfüllen. Also ziemlich jeder der Mark Christophers Film Studio 54 lässig findet und sich dann denkt «so schwer kann das ja nicht sein».

Vor rund drei Jahren eröffnete Philipp Waldis in der 25‘893 Seelen-Stadt Kriens einen Club für 1‘000 Gäste namens Vegas. Der Club werde «international», «hochwertig» und «glamourös» sein. Das Ganze ist dann sogar gut angelaufen und das Vegas wurde tatsächlich ein Grosserfolg. Doch mit der Zeit begann es zu holpern und zu stolpern. Einige Abende waren plötzlich nur noch leidlich gut besucht und heute organisiert der Club Carfahrten, um Gäste aus dem Umland ins Vegas zu karren. Eingeweihte sahen hier nur die Logik walten: Kriens ist halt tatsächlich klein und Luzern verfügt schliesslich selbst über genügend eigene Clubs. Das Thema Kriens war abgehakt.

Nicht so für den hoffnungsvolle Clubbetreiber Jeton Lasku, der im März dieses Jahres nur ein paar Strassen neben dem Vegas den Avalon Club eröffnet hat. Auf sagenhaften 1‘500 Quadratmetern wolle er einen stilvollen Club führen, der sich abseits vom gängigen 08/15 bewege. Was Lasku unter «abseits vom gängigen 08/15» versteht, machte er dann bereits mit der Eröffnungsparty klar, für die er DJ Antoine verpflichtete. Spätestens an diesem Punkt ging bei Fachleuten die eine Augenbraue hoch. Das Avalon geriet also zum Rohrkrepierer und die anvisierten 1‘000 Gäste pro Clubnacht blieben zu Beginn nur ein hehrer Wunsch. Erst mit der Neuausrichtung auf ein albanisches Publikum scheint das Ganze in die Gänge zu kommen. Nichtsdestotrotz: Spätestens jetzt hätte also auch dem Hinterletzten aufgegangen sein müssen, dass Kriens nicht gerade der Ort ist, der einen neuen Club braucht.

Denkste: «Prime – der neue Luxusclub in Kriens! 1. Klasse Komfort, Showacts, XL Lounges/VIP Lounges mit Glasdach zum Sternenhimmel». Eröffnung im August 2015, ein Fassungsvermögen von mehr als 500 Leuten. Gut angelaufen scheint das Ganze – oh Wunder – nicht zu sein: Wer heute (Stand 9. Oktober) in den gängigen Agenden nach Anlässen der selbsternannten «neuen Adresse für Partygänger» sucht, hört nur die Grillen zirpen.

Manchmal lohnt es sich also auch für Zürcher über den eigenen Stadtrand hinauszublicken. Und sei es nur um von den Anderen zu lernen wie man es nicht macht. Die Clubbetreiber in Zürich West hingegen können ruhig schlafen: Kriens wird ihnen den Rang als Partymeile der Schweiz bestimmt nicht streitig machen.

Alex-Flach1Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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«Happy Birthday, usgang.ch!»

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Man besucht sie gerne, will ihre Föteler aber nicht im Club: Usgang.ch

Man besucht sie gerne, will ihre Föteler aber nicht im Club: Ausgeh-Plattform Usgang.ch

Am vergangenen Freitag hat die Ausgehplattform usgang.ch im Kaufleuten ihr fünfzehntes Bestehensjahr gefeiert. Damit ist sie älter als tilllate.com, ihre grösste Schweizer Konkurrentin. Beide Plattformen galten früher bei vielen Veranstaltern als das Nonplusultra in Sachen Party-Promotion. Dann kam Facebook auf und bugsierte usgang.ch und tilllate.com an den Rand der Bedeutungslosigkeit. Die Partygänger wanderten geschlossen zu Zuckerbergs «sozialem Medium» ab und wurden dort bereits kurze Zeit später von den nachziehenden Veranstaltern mit Werbung bombardiert. Tilllate.com und usgang.ch fristeten fortan ein Mauerblümchendasein.

Bis jetzt. Mirko Heldt, strategischer Leiter des Clubs Härterei: «Wir führen regelmässig Umfragen bei unseren Gästen durch, mit welchen Medien sie sich ihren Ausgang organisieren. Erstaunlicherweise geben beinahe zwei Drittel unserer Gäste usgang.ch zu Protokoll». Heldt führt dies auf den sehr übersichtlichen Ausgehkalender zurück: «Mit einem Klick erhält man dort eine nach Tagen gegliederte Übersicht über die Partys einer Region». Facebook kann da nicht mithalten: Bis heute ist es dem kalifornischen Riesen nicht gelungen, eine zufriedenstellende Event-Funktion auf die Beine zu stellen. Zwar hat man mit diversen Massnahmen das nervige Spaming weitgehend abgeklemmt, die personalisierten Event-Kalender sind aber nach wie vor unübersichtlich und bisweilen sinnentleert. Man muss viel Eigeninitiative aufbringen um sich eine brauchbare Agenda zusammenzustellen.

Facebook kann zudem die Dienstleistung nicht im selben Masse gewährleisten wie usgang.ch oder tilllate.com. Funktioniert etwas bei den Schweizer Plattformen nicht, ruft man einfach an. Wenn etwas geschieht wie beispielsweise kürzlich dem DJ-Duo Animal Trainer (den beiden wurde die Facebook-Fanseite mit mehreren 10‘000 Mitgliedern gehackt und ist seither nicht mehr auffindbar) kann man zwar online Massnahmen einleiten, aber die verlaufen meistens im Sand – auf Facebook ist halt doch jeder nur ein winziger Tropfen Wasser auf eine gigantische Mühle. Sehr gut möglich dass der daraus erwachsende Frust mit der Zeit zu einem Wiedererstarken von tilllate.com und usgang.ch führt. Die Bedeutung von Facebook im Nachtleben-Bereich wird jedenfalls weiter abnehmen wenn sich nichts Markantes ändert.

Auch in Zukunft werden viele Clubs die Schweizer Plattformen meiden. Dies betrifft aber nur die von usgang.ch und tilllate.com etablierte Partyfotografie: Insbesondere Clubchefs im subkulturellen Bereich schätzen es einfach nicht, wenn man ihren Gästen eine Linse vor die Nase hält. Nichtsdestotrotz sind auch diese Clubs in den Agenden von usgang.ch und tilllate.com vertreten. Auch Oliver Diggelmann, CEO der amiado group zu der auch usgang.ch gehört, scheint trotz herbstlicher Witterung den Frühling zu spüren: «Wir werden usgang.ch, quasi als Geschenk zu unserem Fünfzehnten, bis Anfang 2016 ein komplett neues Kleid verpassen. An den übersichtlichen Agenden werden wir dabei nichts ändern».

Alex-Flach1Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Das kleine Niederdorf-Requiem

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Das Niederdorf ist ruhiger geworden, darf dafür die Langstrasse Rabatz machen?

Das Niederdorf ist ruhiger geworden, darf dafür die Langstrasse Rabatz machen?

Musikverbot ab 22 Uhr für die Bar Rossi an der Langstrasse, Schliessung des Kontiki und der Züri Bar im Niederdorf: Im Zürcher Nachtleben ging’s vergangene Woche drunter und drüber. Derweil ob der Schliessungen der beiden Dörfli-Institutionen vor allem bei sich wehmütig in Erinnerungen suhlenden Nostalgikern die Tränen flossen, sorgten die harten Auflagen für die Bar Rossi (die mittlerweile wieder etwas gelockert wurden) insbesondere bei jungen AusgeherInnen für hellrote Köpfe – selten wurde die Verlagerung des städtischen Nachtlebens aus dem Niederdorf an die Langstrasse besser veranschaulicht als hier.

Heiri würde sein Kalb längst nicht mehr verkaufen um sich eine lange Nacht im Niederdorf zu finanzieren. Zwar existieren dort noch immer viele Bars und Pubs, aber oft sind sie von einer dicken Patina überzogen. In vielen Dörfli-Lokalen wird man vom Muff längst vergangener Tage begrüsst und ein Blick auf das Mobiliar genügt um festzustellen, dass hier schon viele Generationen Bier-, Wein- und Schnapsfreunde gebechert haben.

Bloss wurden die meisten von ihnen früher weit intensiver frequentiert: Das Gros der Kommentatoren die in den Foren die Schliessungen von Kontiki und Züri Bar bedauerten, haben die beiden Lokale seit Jahren und Jahrzehnten nicht mehr besucht und damit nicht allzu viel zu deren Erhalt beigetragen. Sie bedauern damit nicht die eigentlichen Schliessungen, sondern den Wegfall eines bis dato lebendigen Stücks eigener Vergangenheit.

Das Niederdorf als Partymeile hat im Grunde nie viel Sinn gemacht. Es ist eine Fussgängerzone, frei von Autos (ganz im Gegensatz zu Langstrasse und Zürich West). Damit sind die Nachtschwärmer und ihre Bars und Pubs die einzigen Lärmquellen und das in einem mittelalterlichen Stadtteil mit so engen Gassen, sodass man auch in einer Wohnung im vierten Stock noch jedes Wort versteht das auf der Strasse unten gesprochen wird. Dass das Dörfli in den letzten Jahren rapide an nächtlicher Attraktivität eingebüsst hat, freut die dort wohnhaften Stadtbewohner und der heute aktiven Ausgeh-Generation ist das egal – sie hat sich längst anderweitig orientiert.

Die ehemaligen Niederdorf-Nachtschwärmer, also die Eltern und Grosseltern der heutigen Clubber, sollten sich in ihrer Kontiki- und Züri Bar-Melancholie fragen, ob sie bei der aktuell hitzig geführten Langstrasse-Diskussion nicht doch etwas mehr Goodwill für die Horden junger Menschen die da heute Rabatz machen aufbringen sollten, weil sie es ihnen früher im Dörfli ja gleichgetan haben. Mit dem Unterschied, dass sie damals in einem verkehrslosen Wohnquartier feierten und nicht an einer Strasse, die auch nachts stark befahren ist.

Man muss dabei ja nicht gleich drastisch werden wie der Journalist Hans Georg «HG» Hiltebrandt der im Zuge der beiden Dörfli-Schliessungen auf Facebook verkündet hat, man könne jetzt ruhebedürftige Langsträssler demnach ins Niederdorf zwangsumsiedeln. Ein bisschen mehr Verständnis reicht fürs Erste tatsächlich.

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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«Ich bin VIP, na und?»

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Das Posen für Partyfotografen gehört einfach zum VIP-Leben. (Bild: Tilllate.com)

Das Posen für Partyfotografen gehört einfach zum VIP-Leben. (Bild: Tilllate.com)

Gestern war die jährliche Release-Party des Zürcher «Who is Who»-Magazins, des Heftlis, das uns jedes Jahr sagt, wer die 200 wichtigsten Zürcher sind. Rituell müsste ich heute – wie in den letzten fünf Jahren – erklären, wie überflüssig und peinlich das Ganze eigentlich ist. Nun, das wär genauso überflüssig, nicht?

Deshalb nahm ich mir vor, diesmal alles anders zu machen, und ging gestern Abend der Frage nach, was es den Leuten bedeutet «Very Important Person» in der Stadt zu sein. (Am Ende des Textes gibts dann noch ein bitteres Zückerli zum Event, also nicht enttäuscht sein.)

Zuerst schnappte ich mir die Person des Abends, die wohl international am meisten Reichweite aufzuweisen hatte: Tänzerin und Model Melanie Alexander. Sie war vor ein paar Jahren schon im Heft und ihr Gesicht war in der Benetton-Kampagne vor ein paar Jahren um die ganze Welt zu sehen.

Mehr Reichweite für persönliches Engagement: Melanie Alexander.

Mehr Reichweite für persönliches Engagement: Melanie Alexander.

«Ich finds super, etwas bekannter zu sein. Ich kann meine Reichweite dazu brauchen, mehr Herz und mehr Mitgefühl unter die Leute zu bringen. Und ich kriege auch sehr viele positive Rückmeldungen und lerne Menschen kennen, denen ich sonst vielleicht nicht begegnen würde», erklärt Melanie. Nun könnte man denken, das sei das übliche «Weltfrieden»-Geschwätz eines Models. Aber Melanie nimmt das ernst und engagiert sich zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit Menschen mit Downsyndrom. Zu bemerken: Keine Arroganz, Mel ist einer der offensten und herzlichsten Menschen, denen ich je begegnet bin.

Als nächstes schnappte ich mir einen Bekannten, der schon eine Weile auf Schweizer Bühnen unterwegs ist und schon auf vielen kreativen «Hochzeiten» gespielt hat:  Comedian, Maler, Autor und seit neuestem Fleischproduzent Helmi Sigg.

«Ich liebe es, bekannt zu sein! Früher, in der Schule, spielte ich den Clown, um mich zu schützen. Ich wurde gemobbt und ich wusste, solange die Anderen lachen, würden sie mich nicht piesaken. Aber ich wollte eigentlich immer in irgendeiner Art auf die Bühne und da ist Fame der Lohn für die Arbeit. Das zu leugnen wäre Heuchelei. Als junger Mann war ich mit den Grössen der Schweizer Unterhaltung auf und hinter der Bühne. Und da gings mir auf: Das waren ganz normale Menschen. `Berühmt sein` wirkt nur auf Fremde. Im engeren Freundeskreis bleibt sich alles gleich.» Auch hier: Der Bär von einem Mann kann zwar rauh auftreten, hat aber ein Herz aus Gold.

Helmi und Barbara Sigg (Bild: Tilllate.com)

Helmi und Barbara Sigg (Bild: Tilllate.com)

Im Eingangsbereich traf ich dann Patricia Boser (die mit ihrer Sendung «Boser und böser» auch dieses Jahr im Heft vertreten ist) und stellte ihr die Frage nach dem Ruhm:

«Natürlich sprechen wir hier von Schweizer Verhältnissen von «Ruhm». Das ist nicht so gross. Natürlich werde ich auf der Strasse erkannt, aber das hat manchmal eher negative Folgen. Am meisten schätze ichs, wenn ich mit fremden Leuten auf der Strasse über meine Sendungen sprechen kann, wenns gar nicht um meine Person geht, sondern um den Inhalt. Ansonsten kanns ganz schön anstrengend sein. Als wir an einen neuen Ort zogen, hatte ich mit dem Bild, das die Leute von mir haben, und mit den Vorurteilen zu kämpfen.»

Ich versuchte auch, Newcomer zum Thema zu befragen, aber die winkten alle ab. Offenbar brauchts eine gewisse Übung im Berühmtsein. Eine Bloggerin, die nicht namentlich erwähnt werden will, gab zu, dass sie sich freute, dieses Jahr im Heft zu sein. Was ich sehr ehrlich fand. Als ich vor ein paar Jahren auf mysteriösem Weg einen Platz im Heft bekam, war mir das peinlich. Natürlich hab ich mich heimlich gefreut, aber ich war viel zu aufgeblasen, um das öffentlich einzugestehen.

Nun noch wie versprochen zum Event selbst: Die erste Stunde hatte irgendein Beleuchtungsverantwortlicher die Schnapsidee, die Gäste in Schwarzlicht zu tauchen. So erblindete man vor lauter blendend weissen Zähnen und Hemden, die weisse Unterwäsche der Damen leuchtete durch die leichte Abendbekleidung und alle Blondinen hatten denselben schmutzig-orangen Farbton im Haar. Die Musik war so gewählt, dass sie allen Generationen gerecht werden sollte. Der DJ dachte sich, er nehme dazu Oldies für die Alten und unterlege sie einfach mit einem billigen Eurotechno-Beat, damit auch die Jüngeren etwas davon hätten: Das Ergebnis erinnerte an die Beschallung einer Junggesellenparty in Niederpfupfikon.

Das Beste am ganzen Abend aber war das kleine Geschenksäckchen, das man von freundlichen jungen Damen zum Abschied in die Hand gedrückt bekam: «Was ist da drin» – «Toilettenpapier» – «Haha, guter Witz!»

Es war kein Witz. Eugen Baumgartner liess seinen Gästen eine Box mit Superluxus-Klopapier der Marke Josephs mit auf den Heimweg geben. Mit Reinigungsemulsion und Pflegecreme für danach. So weit, so anal.

Der Brüller ist aber das Social-Media-Marketing von Josephs Klopapier. Auf einem Kärtchen stand: «share your josephs moments» gefolgt vom zu verwendenden Hashtag. Ich seh schon den Instagram-Feed aus Bildern von blitzblanken Hinterteilen vor mir …

Geschenkli war voll für den A****

Geschenkli war voll für den A****

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Das Leiden der Männer

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Diskriminiert dauernd Männer: Der Türsteher

Diskriminiert dauernd Männer: Der Türsteher

Vergangene Woche hat das 20minuten.ch eine herzzerreissende Geschichte einer Gruppe junger Männer publiziert, der im Nachtleben aufs Allerübelste mitgespielt wurde. Luis X. (Name von der 20minuten-Redaktion geändert) wollte mit zwei Freunden die Rakete-Party im Hive vom vorletzten Samstag besuchen. Doch bereits beim Einbiegen von der Geroldstrasse wurden sie von der ersten Frustwoge überrollt: Ein Massenandrang von biblischen Ausmassen an der Club-Kordel.

Das heroische Trio liess sich davon jedoch nicht abschrecken und stellte sich voll trotziger Zuversicht hinten an. Zwei unendlich lange Stunden dauerte ihr qualvolles Warteschlangen-Martyrium bis sie endlich vor dem gottgleichen Selekteur standen, in hibbeliger Vorfreude auf die Club-Wunderwelt, derer sie nun endlich gewahr werden würden.

Die dann folgenden und zutiefst schockierenden Ereignisse haben sich in etwa wie folgt zugetragen: Der Selekteur mustert die drei kurz und fällt dann sein, vernichtendes wie auch himmelschreiend ungerechtes, Urteil und teilt ihnen mit, dass sie ohne weibliche Begleitung nicht eingelassen werden. Es folgt ein kurzes Wortgefecht, während dem Luis X. erwähnt, dass er und seine Freunde schwul seien und dass sie deshalb keine Frau dabei hätten. Und dann, man stelle sich die Erschütterung bei Luis X und seinen Begleitern mal vor, sagt der Selekteur in etwa folgende Sätze: «Schwul oder nicht… Ihr seid immer noch Männer. Ich muss auf ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis achten».

Andere wären nun von dannen gezottelt, hätten es sportlich genommen und sich gesagt, dass sie nächstes halt eine weibliche Begleitung mitnehmen – kann man ja bisweilen auch als schwuler Mann tun. Aber nicht so unsere drei unbeugsamen Nachtigallier: Erst luden sie ihren Frust auf der Facebookseite des Hive ab und dann haben sie die Redaktion des 20minuten kontaktiert. Diese war sich der immensen Tragweite der geschilderten Ereignisse umgehend bewusst, denn nur so lässt es sich erklären, dass sie die Katastrophe rund um Luis X grösser aufgemacht hat als den Bericht über den Unfall mit Todesfolge im Bözbergtunnel auf derselben Seite.

Ja: Hier wurde der Gerechtigkeit genüge getan, hier wurden desolat-untragbare Zustände aufgedeckt und auch publikumswirksam Clubberwunden geleckt. Doch erhielten unsere drei Winkelrieds des Nachtlebens  ihren verdienten Lohn? Mitnichten: Im beliebtesten Leserkommentar unter dem Artikel wundert sich der Verfasser darüber, dass es Leute gibt die zwei Stunden für einen Club anstehen, im Zweitbeliebtesten erklärt einer, dass Männergruppen schon seit 30 Jahren Probleme hätten in Clubs reinzukommen – das sei ein alter Hut.

Wer nach dem ganzen Tamtam doch noch etwas über tatsächliche geschlechterspezifische Diskriminierung erfahren wollte, der konnte dies am Les Belles de Nuit-Festival vom vergangenen Wochenende. In Tat und Wahrheit sind es die Frauen die es im, leider allzu oft noch immer sehr chauvinistischen, Nightlife-Umfeld schwer haben (Bericht auf dieser Seite).

Alex FlachAlex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Undercover DJane

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Nadja Brenneisen aka «Nutters» war als DJane undercover in der Zürcher Szene.

Nadja Brenneisen aka «Nutters» war als DJane undercover in der Zürcher Szene.

Als Joaquin Phoenix die Arbeiten zu seinem Film «I’m Still Here» abgeschlossen hatte, lagen zwei Jahre hinter ihm, in denen er der Welt ausserhalb eines kleinen Kreises Eingeweihter vorgaukelte, er sei dem Irrsinn anheimgefallen. Er erklärte seine Schauspielkarriere für beendet, liess sich einen Rauschebart spriessen und betätigte sich fortan als (talentfreier) Rapper. Phoenix wollte mit diesem beeindruckenden Langzeit-Stunt die Sensationsgier Hollywoods blossstellen, was ihm auch gelungen ist.

Nun hat auch das Zürcher Nachtleben eine (weibliche) Version des rappenden Joaquin, eine auflegende Phoenix light. Die Vice Magazin-Autorin Nadja Brenneisen war anderthalb Jahre lang und unter dem Pseudonym Nutters als EDM-DJ unterwegs und wollte damit den Beweis antreten, dass «EDM die Rummelplatz-Version elektronischer Tanzmusik» sei. Brenneisen in ihrem Outing-Artikel: «Braucht ein DJ wirklich noch technische Skills, wenn sogar das Standard-DJ-Zubehör einen Sync-Button integriert hat? Ist DJing im grossen Rahmen nicht auch eher glitzernder Schein statt authentisches Sein?».

Die Aufdeckerin mit Wallraff-Anstrich tauchte also in die Welt des reisserischsten aller elektronischen Genres ein (ohne das Ganze als Effekthascherei zu outen), macht Bekanntschaft mit Männern, die sie abschleppen wollen (ohne mit ihnen auf der Toilette zu verschwinden) und durfte sich schon bald über Booker freuen, die ihr auf den Leim gingen – jene des Zürich Open Airs, beispielsweise. Brenneisen: «Innerhalb von eineinhalb Jahren hatte ich es geschafft zu einem regelmässig gebuchten DJ zu werden».

Das ist schön für Frau Brenneisen. Ihr Projekt lässt es jedoch an Konsequenz missen, denn: Entgegen ihrer Intention offenlegen zu wollen, dass man heute bloss einen SyncButton brauche, um als DJ zu gelten, beteuert sie, niemals einen solchen benutzt zu haben. Obschon sie sich in all ihren Annahmen bestätigt sieht, bedankt sie sich bei allen möglichen Leuten die während des Projekts ihren Weg gekreuzt haben: «Ich habe grossen Respekt von Ben Mühlethaler und Avesta, die meinen ersten Track produzierten. Sie sind unheimlich kreativ und professionell, arbeiten dabei produktiv und mit beeindruckender Leidenschaft für die Musik». Zu guter Letzt noch dieser schöne Satz: «Trotzdem beschlich mich das Gefühl, mein Publikum und die Szene zu verarschen, indem ich ihnen eine reine Kunstfigur präsentierte».

Ach… wirklich?

Das Denkwürdigste ist aber dass sie sich nur alte Hüte aufgesetzt hat: EDM ist der betrunkene Zirkusclown unter den elektronischen Stilen? Wow… Im Nachtleben gibt es Drogen? Sapperlot! In den Clubs gibt’s Männer die versuchen Frauen abzuschleppen? Jesses.

Joaquin Phoenix hat mit seinem «I’m Still Here»-Projekt ebenfalls nur Altbekanntes bestätigt. Aber er ist seinen Weg in letzter Konsequenz gegangen und war bereit dahin zu gehen wo’s weh tut. Frau Brenneisen hätte ruhig noch tiefer im EDM-Dreck wühlen dürfen und sich dafür beispielsweise von Hunter S Thompson inspirieren lassen können.

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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EDM: Chinaböller, Lametta und Privatflugzeuge

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EDM ist der Billigdiscounter unter den Clibsounds.

EDM ist der Billigdiscounter unter den Clubsounds.

Letzten Montag berichtete ich an dieser Stelle vom, etwas halbherzigen, Versuch von Nadja Brenneisen alias DJ Nutters, die Scheinwelt des EDM blosszustellen. Schon die Genrebezeichnung ist ein Ärgernis, denn EDM steht für Electronic Dance Music und dazu zählt ja wohl jegliche elektronisch erzeugte Clubmusik. Unter EDM wird ein Sound abgeheftet, der ausschliesslich von Effekten lebt: In EDM Tracks werden im Akkord Chinaböller gezündet und sie werden mit kilometerweise Lametta behängt, wohl auch in der Hoffnung, der Hörer möge die verstörende kulturelle Leere, die ihnen innewohnt, nicht entdecken.

Dennoch ist EDM neben dem Hitparaden-tauglichen Deep House (wie EDM ebenfalls eine unzulängliche Beschriftung, denn mit dem Deep House des Genre-Pioniers Larry Heard hat der Output eines Robin Schulz oder eines Felix Jaehn herzlich wenig gemein) der derzeit erfolgreichste elektronische Sound weltweit. Wer aber in Zürich, Basel oder Bern eine EDM-Party besuchen möchte, der muss viel Forschungsarbeit investieren und wer an der Tür von subkulturellen Clubs fragt, ob heute auch EDM läuft, riskiert nicht nur einen abschätzigen Blick des Selekteurs, sondern auch lautes Gelächter von den hinter ihm Anstehenden.

Trotzdem schwört beispielsweise die Jugendplattform tilllate.com auf EDM. Wiedervereinigungs-Gerüchte der Armeschwenker von Swedish House Mafia werden frenetisch gefeiert und wer EDM bei der Story-Suche eingibt, kriegt beeindruckende 652 Artikel angezeigt. Die Leute bei tilllate.com setzen auf möglichst hohe Klickzahlen und die scheint ihnen EDM offenbar einzubringen. Dies ist auch der erste Hinweis auf die Zusammensetzung der EDM-Zielgruppe, denn tilllate.com wendet sich an ein junges Publikum, oft noch zu jung, um in Clubs zu gehen.

Aber auch am Swiss Nightlife Award, an dem auch der beste EDM-DJ gekürt wird, spielt der Sound eine Rolle. Hinsichtlich der kommenden Award-Verleihung stehen beispielsweise folgende DJs zur Auswahl: Alex Price, Avesta, Dave202, DJ Antoine, EDX, Mike Candys, Mr. Da-Nos, Nora en Pure, Sir Colin und Tanja La Croix und damit das Gros der Jockeys, die in den letzten 20 Jahren versucht haben (mit Brechstange bewaffnet), die Charts zu knacken. Sie kaufen sich Lamborghinis und teilen das via Presseerklärung mit, sie lassen sich vor und in Privatfliegern ablichten und stellen die Fotos auf Facebook, sie machen in Jurys von Castingshows mit, sie legen in der Seniorensendung ZDF Fernsehgarten auf, sie stülpen sich für ihre Sets eine überdimensionale Smiley-Maske über, sie lassen sich vom Blick unter der Überschrift «DJ Sir Colin (Engin Kilic) macht Türken froh – und die Schweizer ebenso» zitieren.

Sie vermarkten sich selbst, nicht ihre Musik. Und das sagt eigentlich schon ziemlich alles über ihre Musik aus. Es gibt Ausnahmen, aber die haben einfach die wahren Prioritäten der EDM-Hörer noch nicht erfasst. Es fragt sich deshalb schon ein wenig, warum Nadja Brenneisen extra undercover gegangen ist um das alles hier zu belegen: Ein bisschen durchs Internet surfen hätt’s auch getan.

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Krasses Züri-Ghetto

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Prügelte sich am Konzert in einem Zürcher Club: US-Rapper Necro.

Prügelte sich am Konzert in einem Zürcher Club: US-Rapper Necro.

Letztes Wochenende gings in Zürich ab: In einem Club prügelte sich der US-Rapper Necro und wurde verhaftet, in einer Bar wurde ein 28-Jähriger Schweizer mit einem (ungeladenen) Sturmgewehr festgenommen und in einem anderen Zusammenhang schlug ein besoffener 22-Jähriger einen Polizisten. Die Medien reagierten auf diese in Zürich unübliche Anhäufung von Gewalt. Die Woche zuvor brachte der deutsche Satiriker Jan Böhmermann seinen Satire-Song «Ich hab Polizei» heraus.

Was diese Dinge gemeinsam haben? Nun, nachdem der Song von Böhmermann online ging, heulten einige Zürcher und Schweizer Rapper und Homeys (jaja, ich weiss, aber ich schreibs trotzdem so) auf, weil sie sich in ihrer Gangsta-Kultur nicht ernst genommen fühlten. Und weil die Polizei hierzulande so faschistisch sei.

Nun, ich hatte vor ein paar Jahren mal ein Interview mit einem Schweizer Gangsta-Rapper (das er nachher aus Angst vor Repressalien zurückzog). Er meinte: «Natürlich sind wir auch kriminell. Wir haben Gras gedealt und Fahrräder geklaut, um sie dann wieder zu verticken.» Ich denke, das sagt alles über unsere Ghetto-Kriminalität aus.

Ich verfolge seit den 90ern aus beruflichen Gründen Polizeimeldungen. Es gab immer mal wieder Zeiten, in denen Gewaltkriminalität auf Gruppen- oder Bandenebene Thema war. Schülerbanden, die andere Schüler oder Passanten ausraubten zum Beispiel. Solche Aktionen wurden von der Polizei immer sehr schnell gestoppt und die Täter der Jugendanwaltschaft und den Therapeuten übergeben. Gewaltverbrechen haben in der Schweiz keine «geile» Kultur, finden oft in der Familie oder im näheren Bekanntenkreis statt und sind meist Beziehungsdelikte.

Drogendealen ist inzwischen ein Kavaliersdelikt, wenn man bedenkt, dass man sogar in einzelnen Staaten in den prüden USA Gras legal erwerben kann. Die Koksdealer sind gesellschaftlich voll integriert und arbeiten tagsüber im Backoffice einer Versicherung, während die wenigen verbliebenen Heroindealer meist selbst so von ihrer Sucht gezeichnet sind, dass keine der coolen «Gangs» irgendwas mit ihnen zu tun haben will. Es gibt keine Gangsta-Kultur in der Schweiz. Wenn ein 22-Jähriger mal vor einem Kollegen bei zugezogenen Vorhängen mit einer Schreckschusspistole posed (so wie in Bad Boys II, so mit schräg und so) ist das keine Ghetto-Kultur, sondern späte Pubertät.

Warum aber dann diese Attitüde? Das hat mit dem Kulturbetrieb zu tun. Junge Musiker und Künstler reiben sich gerne am Milieu. Und wenns kein richtiges Milieu gibt, dann schwafelt man halt eins herbei. «Gangsta» ist die Bohème des neuen Jahrtausends. Genauso ausgelutscht als Inbegriff bürgerlicher Fluchtfantasie.  Ghetto entsteht aus Armut. Und wer sich in Zürich über seine Armut und seine fehlenden gesellschaftlichen Chancen definiert, ist ein zynischer Kindskopf.

Wenn dann einem der Gangstas am Wochenende mal das Velo oder das Handy geklaut wird, sieht man ihn am Montagvormittag auf dem Polizeiposten, wo er die Formulare ausfüllt und «Anzeige gegen Unbekannt» erstattet.

Dass die beiden Meldungen, also die Prügelei im Club und die Verhaftung von zwei bösen Wirrköpfen, es bei uns in die Medien schaffen, ist ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass unser System funktioniert. Unsere Polizei hat sicher noch viel zu lernen, gerade im Bereich «Racial Profiling» in den Multikulti-Stadtkreisen gibts noch Nachholbedarf. Wer aber so tut, als hätten wir faschistische Bullen auf den Strassen, dem empfehle ich mal eine Razzia in Paris. Mit arabischem Namen.

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US-Rapper Necro misshandelt!

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Mit diesem Bild auf seinem Facebook-Profil will rapper Necro gegen die Zürcher Haftbedingungen protestieren.

Mit diesem Bild auf seinem Facebook-Profil will Rapper Necro gegen die Zürcher Haftbedingungen protestieren.

Der knallharte US-Death-Rapper Necro, der am Wochenende in einem Zürcher Club eine Schlägerei anfing und ein paar Besucher verletzte, wurde für ganze 100 Stunden (nicht Tage) in eine Zelle gesteckt, bevor die Polizei ihn nach Hause schickte. Der arme Bub ist davon nun so traumatisiert, dass er noch immer nicht mit dem Weinen aufhören kann. Er will einen Song (oder ein Buch?) über seine grauenhafte Zeit im Zürcher Gefängnis schreiben.

Wir vom Stadtblog sind unseren Insiderquellen bei der Zürcher Polizei nachgegangen und haben das Martyrium des Rappers nachgezeichnet.

Anonyme Quelle 1: «Die Kollegen waren knallhart. Nachdem Polizeiaspirantin Susi F. die Bande verhaftet hatte, wurde Necro brutal von seinen Gschpänli getrennt. In einer Einzelzelle ohne Internetanschluss wurde er isoliert. Und obwohl er seit seinem Auftritt nichts mehr gegessen hatte, musste er «ohni Znacht is Bett». Eine perfide Hungerfolter, die nach Schweizer Recht nur ganz bösen Buben vorbehalten ist.»

Anonyme Quelle 2: «Er leistete lange Widerstand, das muss man zugeben. Er beschimpfte die Beamten, obwohl sie in Überzahl waren, bis sie  ihm mit «Swiss Waterboarding» drohten: Wenn er weiter so unanständige Ausdrücke benutzen würde, wollten sie ihm den Mund mit Seife auswaschen.»

Anonyme Quelle 1: «Er wollte lange nicht gestehen. Die Beamten dachten, sie müssten zu härteren Mitteln greifen. Um 1.35 Uhr gingen sie zu dritt in seine Zelle und nahmen ihm sowohl seinen Teddybär wie auch sein Snoopy-Nachtlicht weg. Aber Necro blieb hart, auch wenn man ihm ansah, dass ihm die Tränen zuvorderst standen. Im Hintergrund liessen sich die Beamten von einer Frau in Zivil beraten. Wir vermuten, dass es sich um eine Kleinkinderzieherin des Bundesnachrichtendienstes handelte.»

Anonyme Quelle 2: «Morgens kriegte er dann richtiges Frühstück, von der neuen Schicht. Sie wissen schon, dieses ‘Guter Bulle, böser Bulle’-Spiel. Nachdem er sich wieder etwas gefasst hatte, schlugen sie aber gleich nochmals zu: Anstatt, wie angekündigt, Burger mit Erbsli und Rüebli, brachten sie ihm Spinat zum Zmittag. Mit völlig aufgeweichten Fischstäbli. Da gestand er alles. Aber ehrlich, an diesem Punkt hätte er seine Grossmutter verraten, nur um den grauenerregenden Haftbedingungen zu entkommen. Aber er war noch nicht frei! Zuerst musste er nochmals zwei Nächte in den Zürcher Folterzellen verbringen und eine Busse von 1000 Franken bezahlen, bevor ihn die Beamten an den Flughafen fuhren und in ein Flugzeug setzten.

Wir vom Stadtblog sind zutiefst betroffen. Solche Zustände führen dazu, dass gewalttätige Rapper mit Machokomplex nicht mehr bei uns auftreten wollen!

Hoffentlich.

Und weils grad so passt:

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Geschlechterwechsel

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Tänzer und Personal sollen aus ganz Europa eingeflogen werden.

Tänzer statt Tänzerinnen: Macht bei Gay-Publikum Sinn.

Aus dem Stripclub Kings Club wird ein Gay-Club gleichen Namens. Im traditionsreichen Ausziehlokal unweit des Paradeplatzes werden sich künftig also keine osteuropäischen Frauen mehr um Stangen wickeln, sondern schwule Zürcher Clubber die Tanzfläche mit Füssen treten. Die mit Technobrettern unterlegte Underground-Ära des Labyrinth Clubs wird trotzdem nicht wiederkehren: Geführt wird der Kings Club von Oliver Bachmann, einem langjährigen Geschäftspartner von Claudio Scattina (Mondo Valentino).

Bachmann ist seit vielen Jahren als Veranstalter tätig und war mit seinen Milkshake-Events im Adagio beim Kongresshaus sehr erfolgreich. Milkshake-Partys haben alles geboten, was auch Valentino mit seinen Coiffeursalons und Beauty Salons bietet und das ist in erster Linie zu viel von Allem. Alles wird in Farbe und Plüsch ertränkt, wo man hinguckt Nachbildungen griechischer Statuen, Ganzkörperschminke, Stuck und Spiegel mit vergoldeten Rahmen – wer einen Minimalisten wie Philippe Starck traumatisieren wollte, der hat ihm nur einen Tag in Valentinos Beauty Villa im Seefeld schenken und ihn nachher an eine Milkshake-Party schicken müssen. Understatement? Nur mehr ist mehr! Diese Maxime scheint man im Kings Club auch auf den Humor anwenden zu wollen, denn wie Bachmann dem 20minuten verraten hat, wird einer der Räume im Kings Club «Der goldige Schuss» heissen. Ja… da lacht der Junkie.

Die Schwulenszene hält sich vorderhand noch bedeckt, wenn auch mit wohlwollendem Tenor. Euphorie herrscht keine, obschon sich doch nicht wenige eine Alternative zum eher kleinen Heaven Club im Niederdorf wünschten. Dessen Betreiber Marco Uhlig freut sich über den neuen Mitbewerber: «Wir freuen uns über die weitere Belebung des Kreis 1 und sind überzeugt, dass Zürich genügend Platz für einen weiteren Gay Club bietet. Vor allem wenn dieser eine eher edlere und auch heterosexuelle Klientel anspricht».

Patrick Juen, Programmchef des Café Gold und Mitglied der Zürcher Gay-Community, sieht das etwas anders: «Ich glaube nicht, dass es einen weiteren Gay-Club in dieser Form braucht. Dort sollen ja Gays neben Heteros feiern, aber das ist schon in vielen Underground-Clubs wie Frieda’s Büxe, Café Gold oder dem Hive der Fall. Die Frage ist, ob die Lücke bei den Zürcher Gay-Clubs überhaupt noch existiert. Mit dem Heaven wird der Ausgang für Männer, die unter Männer bleiben wollen, nach dem Wegfall vom T&M gut abgedeckt. Zudem gibt es ja noch zahlreiche Gay-Events in diversen Clubs».

Beat Stephan vom Gay-Magazin Display hingegen freut sich auf den neuen Kings Club und kann der ‚Versailles meets Studio 54‘-Attitüde von Bachmanns Partyschaffen Positives abgewinnen: «Ich habe jedoch von einigen Gays gehört, dass sie sehr gespannt sind. Wieder mal Plüsch und Bling Bling, das ist neu und aufregend nostalgisch».

Über Geschmack lässt sich nicht streiten und Bachmann scheint den Nerv seines Zielpublikums zu treffen: Die Milkshake-Partys waren stets sehr gut besucht. Die Chancen stehen also gut, dass auch sein Kings Club ein Erfolg wird.

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Feiern als Sicherheitsventil

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Nicht alle verkraften die emotionale Dichte an Weihnachten gleich gut.

Nicht alle verkraften die emotionale Dichte an Weihnachten gleich gut.

Zuerst mit den biologischen Verwandten besinnlich unter den Baum sitzen und Geschenke auspacken, dann in den Club und mit Wahlverwandten bis zur Besinnungslosigkeit feiern. Das hat Tradition, zumindest seit in Zürich das Tanzverbot an hohen Feiertagen abgeschafft wurde. Keine Selbstverständlichkeit: Die Stimmbürger des Kantons Aargau dürfen am 28. Februar 2016 an der Urne entscheiden, ob sie dieses Relikt aus uralten Tagen nicht ebenfalls endlich aus der Welt schaffen wollen (aktuell ist dort an hohen religiösen Feiertagen und den Folgetagen jeweils um 00:15 Sperrstunde).

Ein Festhalten am Tanzverbot macht vor allem aus einem Grund keinen Sinn: Alljährlich und zur Weihnachtszeit häufen sich die die Fälle häuslicher Gewalt. Familienpsychologen machen hierfür die «emotionale Dichte» verantwortlich, die in diesen Tagen mit die höchste im Jahr sei – viele Menschen seien es einfach nicht gewohnt den ganzen Tag mit der Familie zu verbringen.

Doch wohin soll man vor einer Überdosis Familie fliehen wenn alle Bars, Pubs und Clubs geschlossen sind, respektive bereits um Mitternacht schliessen? Ganz zu schweigen von all den einsamen Menschen, die an Weihnachten besonders alleine sind: Ihnen wird durch das Tanzverbot die Möglichkeit genommen, sich unter Leute zu mischen und Abstand von ihren Sorgen zu nehmen.

Dem kann man entgegenhalten, dass auch die Gewaltbereitschaft auf der Strasse an Weihnachten besonders hoch sei; mit einem Wegfall des Tanzverbotes würde das Problem also nur von der Stube nach draussen getragen. In der Tat beklagen sich die Club-Türsteher während der letzten Wochen eines Jahres vermehrt über Beleidigungen oder gar tätliche Auseinandersetzungen und es stimmt auch, dass die Polizei in dieser Zeit öfter ausrücken muss als üblich. Dies wiederum liegt nicht zuletzt am erhöhten Alkoholkonsum an Weihnachten: Man ist ständig am süffeln und jeden Tag an irgendeinem Festessen samt Feuerzangenbowle und Glühwein.

Jedoch entsteht der Eindruck, dass es während der Adventszeit in und vor den Clubs zu besonders vielen gewalttätigen Zwischenfällen kommt auch vor dem Hintergrund, dass viele Leute nach wie vor nicht zwischen Clubszene und Milieu unterscheiden. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Beitrag im Blick mit dem Titel «Wochenende der Gewalt in Zürich» vom 7. Dezember: Nach dem reisserischen Einstiegssatz «Die Zürcher Partymeute tickte an diesem Wochenende komplett aus» publiziert das Blatt eine Liste von neun Gewaltdelikten, von denen gerade mal einer oder zwei zweifelsfrei der «Partymeute» zugeordnet werden können – ausser natürlich man zählt Taschendiebe, Prostituierte und Kleinstgangster auch zu den Partypeople.

Nichtsdestotrotz: Auch im Musik-orientierten Nachtleben ein Anstieg der Gewaltbereitschaft an Weihnachten nicht von der Hand zu weisen. Dennoch ist es ziemlich befremdend, wenn der Staat dem Bürger vorschreiben möchte, wann, wo und wie er feiern darf und das auch noch aus religiösen Motiven – immerhin leben wir 2015 und nicht 1517.

Frohe Festtage!

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Festtagsruhe vs Partyzombies

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So stellt sich Leser «Dr. House» wohl Drogenzombies im Nachtleben vor.

So stellt sich Leser «Dr. House» wohl Drogenzombies im Nachtleben vor.

Am 28. Februar 2016 dürfen die Aargauer entscheiden, ob sie das Tanzverbot an hohen christlichen Feiertagen abschaffen wollen. Bis anhin gilt folgende Regelung: «§ 4 Abs. 3 (GGG): An Karfreitag, Ostersonntag, Pfingstsonntag, am Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, am Weihnachtstag sowie am jeweils darauf folgenden Tag sind die Gastwirtschaftsbetriebe um 00.15 Uhr zu schliessen».

Diesem Paragraphen habe ich meine letzte Kolumne gewidmet, ein Text, der von den Initianten von «Ja! Weg mit dem Tanzverbot!» auf deren Homepage verlinkt wurde. Damit ruft man auch Gegner der Initiative auf den Plan, so beispielsweise den anonymen Meinungsgeber mit dem Namen «Dr. House», der in der Kommentarspalte auf Stadtblog Folgendes geschrieben hat:

«Wie haben das bloss die Generationen vor uns überlebt? Ohne Party! das muss ja fürchterlich gewesen sein… du meine Güte! Ja, da muss man dringend Abhilfe schaffen, das Tanzverbot aufheben und dafür gibt es vielleicht weniger häusliche Gewalt, dafür findet sie an anderen Orten statt. Ob das den Menschen, die dort leben, gefällt, ist schon egal, Hauptsache die Partytussen und Drogenzombies haben ihren Spass! Bloss nie zur Ruhe kommen, geschweige denn mal Ruhe und Stille aushalten … man könnte ja plötzlich ob seinem eigenen Sein erschrecken. Also immer schön weiter fliehen, in Räusche aller Art. Die Ärzte und Helfer im Notdienst und bei der Polizei werden‘s dann schon (richten)».

Die Frage zu beantworten, wie frühere Generationen das Tanzverbot überlebt hätten, ist müssig, weil ihr eine Ablehnung des Fortschritts innewohnt: Frühere Generationen haben auch ohne Schienenverkehr und ohne Wasserklosetts überlebt, und dennoch würde niemand diese wieder abschaffen. Auch der Teil mit den Räuschen ist nicht zu beantworten, weil man sich auch zuhause berauschen kann. Bleibt noch das Argument mit der, durch Partytussen und Drogenzombies verursachten, Gewalt, die durch eine Aufhebung des Tanzverbots nach draussen getragen würde.

Also habe ich mich an diesem Weihnachtswochenende ins Zürcher Nachtleben gestürzt, um diese marodierenden Untoten und Taschen-Kardashians selbst in Augenschein zu nehmen. Es war herrlich: Die Stimmung in den Clubs war ausgezeichnet und selbst die Securities trugen ein Grinsen im Gesicht. Selbstverständlich waren auch Betrunkene unterwegs. Beispielsweise jener DJ, der jeden Gast im Club umarmte und ihm frohe Weihnachten wünschte, als ob er das Messwein-erheiterte Christkind persönlich wäre.

Die Clubs waren oft gut besucht und trotzdem lassen die Medienmitteilungen der Stadtpolizei auf friedvolle Partyweihnachten schliessen. Der Aargauer Grosse Rat hat sich gegen eine Abschaffung des eingangs erwähnten Paragraphen ausgesprochen. Er will somit seinen Bürgern weiterhin vorschreiben, wie sie Weihnachten begehen müssen. Es ist leider davon auszugehen, dass keines der Ratsmitglieder an Weihnachten in den Zürcher Clubs war, um sich selbst ein Bild davon zu machen, wie Weihnachten ohne Tanzverbot aussehen würde. Aber vielleicht war ja Dr. House unterwegs, um seine Ansichten mit Erfahrungswerten zu redigieren.

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Clubeintritt per Gesetz

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In Deuthscland könnte der EInlass in einen Club künftig eingeklagt werden.

In Deutschland könnte der EInlass in einen Club künftig eingeklagt werden.

Bisweilen ist man der Überzeugung, dass gewisse Funktionalitäten nur bei uns in der Schweiz, dem «first world problems»-Land schlechthin, existieren. Dazu zählt auch der Terz um den Einlass von Männern und Männergruppen an den Clubtüren: Wo sonst haben denn die Leute die Musse und die Redakteure den Platz um sich diesem lapidaren Thema zu widmen, so wie es hierzulande mit schöner Regelmässigkeit getan wird?

In Deutschland beispielsweise: Die Regierungen in Bremen und Niedersachsen wollen künftig Disco-Besitzer bestrafen, wenn sie aus «rassistischen» Gründen junge Männer an der Clubtür abweisen. Mit Strafen von bis zu 10‘000 Euro Busse, im Wiederholungsfall kann gar eine Gewerbeuntersagung ausgesprochen werden. Dieses Ansinnen hat Ulf Poschardt auf den Plan gerufen, einen der bekanntesten Journalisten Deutschlands und aktuell Stv. Chefredakteur der zur Axel Springer zählenden WELT-Gruppe. Poschardt, dem Nachtleben schon immer zugetan (seine Doktorarbeit behandelt die Kulturgeschichte der Discjockeys), hat den Plänen der genannten Regierungen zu Silvester einen Kommentar in der WELT gewidmet. Unter der Überschrift «Es lebe das Nachtleben» zerrupft er diese und windet den Club-Selekteuren ein Kränzchen: «Je besser der Club, desto härter die Tür» und «Gute Türsteher sind Genies in sozialer Intelligenz» sind nur zwei der Strophen aus seinem Lobgesang an die Entscheider an der Kordel.

Poschardt fragt sich, wie die Regierungen in Bremen und Niedersachsen ihren Beschluss in der Realität umsetzen wollen, wie die Beweisführung zu laufen habe und welche Ausweichmanöver es von den Nachtleben-Profis geben wird. Er kommt zum Schluss, dass das Ganze eine Absurdität sei und dass die Politik ihre Grenzen kennen und öfter schweigen sollte. Dass der bekennende FDP-Wähler seinen Kommentar mit Seitenhieben auf die rot-grüne Gesinnung der beiden Regierungen garniert, mag auf Schweizer etwas befremdlich wirken: In unseren Grenzen verteilen sich die politischen Nachtleben-Piesacker circa gleichmässig auf sämtliche Parteien.

Poschardt bringt es im grossen Ganzen auf den Punkt: Auch hierzulande erinnert die Politik jedes Mal an den Malermeister an den Kochtöpfen, wenn sie sich mit Nachtleben beschäftigt. Jedoch sind es keineswegs nur die Politiker die partout nicht einsehen wollen, dass Clubs keine staatlichen Institutionen sind, die per Gesetz jedem offen stehen müssen: Auch am Silvesterabend kam es in Zürich zu unschönen Szenen an Clubtüren, während derer Securities und Selekteure von «Gästen» (…) ein handelsübliches «Arschloch» einstecken mussten, aber bisweilen auch das eine oder andere widerwärtige «Nazi» – es waren ebendiese Nazis, die auch an Silvester eine heterogene Mischung der unterschiedlichsten Nationen in den Clubs gewährleistet haben.

Poschardt hätte sich mit seinem Kommentar nicht an die Politiker in Bremen und Niedersachsen wenden sollen, sondern erst einmal an die Unanständigen an der Kordel, die diesen Politikern das Fundament für ihre haarsträubenden Beschlüsse bauen.

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim «Tages-Anzeiger» und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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Langweilige Club-Inflation

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So glücklich sieht man aus, wenn man jedes Wochenende feiert.

So glücklich sieht man aus, wenn man jedes Wochenende feiert.

Die wenigsten meiner Bekannten beschreiben ihre Clubbesuche am diesjährigen Jahreswechsel als «geil» oder gar als «legendär». In den späten 90ern, als Zürich gerade begann, sich zu einer Partystadt zu entwickeln, galt die Silvesternacht noch als Garant für Aussergewöhnliches, es gab Partys, von denen man sich noch monatelang hinter der Hand erzählte, sofern man sich daran erinnern konnte.

Und nein, das liegt nicht daran, dass früher alles besser war. Im Gegenteil: es liegt an der Inflation des Spasses. Mein Kollege Flach bedauerte in einem seiner Posts die armen Aargauer, die noch unter dem Festtages-Tanzverbot leiden, aber wenn man genauer hinschaut, hat eine restrektive Regulierung der Clubkultur auch seine guten Seiten. Wenn jedes Wochenende hundert Clubs hundert Partys anbieten, sinkt der Wert des einzelnen Ausgangserlebnisses diamtetral.

Wenn wir ehrlich sind, unterscheiden sich die einzelnen Clubbesuche und durchfeierten Nächte nicht besonders: Musik in einem dunklen Raum voller Menschen. Die Qualität ist vom individuellen Erlebnis geprägt, also entweder befeuert durch gute Leute – oder durch gute Drogen und Alkohol. Oder beides. Erlebt man das sechs Mal im Jahr, ist die Wirkung aussergewöhnlich, das Erlebnis exklusiv.

Es ist irgendwie wie Fastfood-Burger essen: Meist etwas ungesund und es macht Spass, und als Teenager kann man sich auch mal einige Wochen davon ernähren. Als Erwachsener wird es aber schon nach dem zweiten Mal fade und man wünscht sich wieder was anderes. Einige meiner Freunde versuchten der Spassinflation entgegenzuwirken, indem sie jedes Wochenende an in einem anderen Club verbrachten, oder aber in einer Nacht richtige Clubtouren durch möglichst viele Lokale machten. So versuchten sie am Montag die Qualität des  Wochenendes an der Anzahl der Clubs, die sie besucht hatten, zu messen. Oder an der Anzahl der Stunden, die sie in Clubs verbrachten. Nur, je grösser die Zahl, um so geringer wird der Wert des einzelnen Clubs und der einzelnen Partystunde.

Natürlich gibts Leute, die noch immer jedes Club-Wochenende «legendär» finden, und natürlich Silvester noch «legendärererst». Aber diese Leute pflegen das Nachtleben als Lebensstil und gehören entweder zum Inventar der Clubs oder aber zu den Stammkunden der XTC-Lieferanten.

Komischerweise waren es dieses Jahr viele meiner jüngeren Bekannten, die einen Jahreswechsel «für einmal ruhig begehen» wollten. Im engeren Kreis, mit ein paar Freunden zuhause, da sie die Clubnächte ja bereits das ganze Jahr hatten und am Silvester dem Ansturm der Clubdilettanten und der Gelegenheits-Feiernden ausweichen wollten.

Während meine älteren Bekannten wieder mal die Sau rauslassen wollten. Die Grosseltern schauten nach den Kids, die Eltern machten die Clubs unsicher. Und sie genossen es in vollen Zügen, da sie ja schon monatelang nicht mehr Zeit fürs Feiern hatten.

Natürlich wars niemals so legendär wie damals in den 90ern …

 

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Wie viel der FC Präsident verdient

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«Als FCZ-Präsident verdiene ich gar nichts, im Gegenteil.»

Der Präsident des FC Zürich, Ancillio Canepa, auf die Frage, ob er genug verdiene und wenn ja, wie viel. (Foto: Reto Oeschger)

Der Präsident des FC Zürich, Ancillo Canepa, auf die Frage, ob er genug Geld verdiene und wenn ja, wie viel. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Solche Kritik tut weh, weil sie von Freunden stammt, die ich gut mag.»

Wegen ihres Stadtrats Richard Wolff wird seine Partei, die Alternative Liste, oft mit der Polizei in Verbindung gebracht - auch mit ihrer repräsentativen Seite. Parteikollegen finden, dass er als Polizeichef nichts bewirkt. Solch pauschale Kritik schmerzt den Polizeichef. (Foto: Reto Oeschger)

Wegen ihres Stadtrats Richard Wolff wird seine Partei, die Alternative Liste, oft mit der Polizei in Verbindung gebracht – auch mit ihrer repräsentativen Seite. Parteikollegen finden, dass er als Polizeichef nichts bewirkt. Solch pauschale Kritik schmerzt den Polizeichef. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Weil Bienenmaden bei uns im Abfall landen.»

Der ehemalige Radio-24-Star-Moderator Daniel Ambühl auf die Frage, wozu es gut sein soll, Bienen zu essen. Er ist überzeugt: In Zukunft wird sich die Menschheit auch von Insekten ernähren müssen. Er selbst züchtet Pilze, essbare Insektenpuppen und Maden. (Foto: Giorgia Müller)

Der ehemalige Radio-24-Star-Moderator Daniel Ambühl auf die Frage, wozu es gut sein soll, Bienen zu essen. Er ist überzeugt: In Zukunft wird sich die Menschheit auch von Insekten ernähren müssen. Er selbst züchtet Pilze, essbare Insektenpuppen und Maden. (Foto: Giorgia Müller)

 

«Wir verkaufen etwas, das der Konsument fast nicht mehr will.»

Der traditionelle Spielwarenladen Patorini schliesst Ende Februar sein Geschäft in Zürich. Er war weit herum bekannt für seine Holzsachen - doch sind heute immer weniger gefragt. (Foto: Sabina Bobst)

Der traditionelle Spielwarenladen Patorini schliesst Ende Februar sein Geschäft in Zürich. Er war weit herum bekannt für seine Holzsachen – doch sind diese heute immer weniger gefragt. (Foto: Sabina Bobst)

 

«Leute schauen ganz schön schräg, wenn sie wissen, dass ich Jägerin bin.»

Janine Egli ist Jägerin. Nach dem ersten geschossenen Tier überlegte sie sich, ob das wirklich das Richtige für sie ist. Nun bewirbt sie sich als erste Zürcherin für das Amt der Schweizer Jägerin. (Foto: Doris Fanconi)

Die Jungjägerin Janine Egli (mit ihrer Hündin Fee) überlegte nach ihrem ersten geschossenen Tier, ob dieser Beruf wirklich das Richtige für sie ist. Er ist es. Nun bewirbt sie sich als erste Zürcherin für das Amt der Schweizer Jägerin. (Foto: Doris Fanconi)

 

«Sparen ist nie angenehm. Aber Entrümpeln ist für alle Schulstufen eine Chance.»

Grössere Schulklassen sind für diese Frau ein No-Go: CVP-Bildungsdirektorin Silvia Steiner trat diese Woche am Tag der Bildung auf. Thema: Sparen, sparen, sparen. (Foto: Reto Oeschger)

Grössere Schulklassen sind für diese Frau ein No-Go: CVP-Bildungsdirektorin Silvia Steiner trat diese Woche am Tag der Bildung auf. Thema: Sparen, sparen, sparen. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Krisengebiete zu verlassen ist schwieriger, als in solchen anzukommen.»

Der Fotograf Dominic Nahr macht vor allem in Afrika Fotoreportagen aus Kriegs- und Krisengebieten. Für seine Bilder wurde er mehrfach ausgezeichnet. (Foto: Reto Oeschger)

Der Fotograf Dominic Nahr macht vor allem in Afrika Fotoreportagen aus Kriegs- und Krisengebieten. Für seine Bilder wurde er mehrfach ausgezeichnet. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Was ist bloss mit meinem Berufsstand los»

Den Zürcher Floristen schlecht. Jedes Jahr verschwinden einige Geschäfte. Sogar die Fest- und Hochzeitsmesse hätte beinahe ohne Blumen stattfinden müssen. Floristin Claudia Martin-Fiori kann sich da nur wundern. (Foto: Thomas Egli)

Den Zürcher Floristen geht es schlecht. Jedes Jahr verschwinden einige Geschäfte. Sogar die Fest- und Hochzeitsmesse hätte beinahe ohne Blumen stattfinden müssen. Floristin Claudia Martin-Fiori kann sich da nur wundern. (Foto: Thomas Egli)

 

«Das Mascott war mein Wohnzimmer»

Das Mascotte, der Club Am Bellevue, feierte diese Woche sein 100-Jahr-Jubiläum. Gesellschaftsreporter Jack Stark verkehrte zeitweise fast täglich dort. Auf dem Bild zu sehen: Die Band Mötley Crüe an der Mascotte-Bar. (Foto: PD)

Das Mascotte, der Club Am Bellevue, feierte diese Woche sein 100-Jahr-Jubiläum. Gesellschaftsreporter Jack Stark erinnert sich zurück. Er verkehrte zeitweise fast täglich dort. Auf dem Bild zu sehen: Die Band Mötley Crüe an der Mascotte-Bar. (Foto: PD)

 

«Er muss nicht mein Nachfolger werden. Er ist Neymar.»

Lionel Messi wird in Zürich zum fünften Mal Weltfussballer. (Foto: Valeriano Di Domenico/Keystone)

Lionel Messi wird in Zürich an der Fifa-Veranstaltung Ballon d’Or zum fünften Mal Weltfussballer. Da war natürlich auch die Frage, wer einst sein Nachfolger werden könnte, ein Thema bei den Journalisten. (Foto: Valeriano Di Domenico/Keystone)

 

 

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«Kaum in Zürich, schon wieder genervt»

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Der Gastronom Daniel H. braucht nicht lange, bis er sich nach den Ferien in Zürich das erste Mal wieder so richtig nervt. Das Gerangel an der Gepäckausgabe bringt ihn jeweils auf die Palme. (Foto: Reto Oeschger)

Der Gastronom Daniel H. braucht nicht lange, bis er sich nach den Ferien in der Stadt Zürich das erste Mal wieder so richtig nervt. Das Gerangel an der Gepäckausgabe bringt ihn nach spätestens 20 Minuten auf die Palme. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Es war ein voller Erfolg»

Die Designerin Sanaz Akaouf stellt Kleider her. Ihre Röcke, Shirts, Männerhemden und Hosen sind zu einem grossen Teil aus dem Material von PET-Flaschen. (Foto: Reto Oeschger)

Die Designerin Sanaz Akaouf stellt Kleider her. Ihre Röcke, Shirts, Männerhemden und Hosen sind zu einem grossen Teil aus dem Material von PET-Flaschen hergestellt. Nun zieht sie mit ihrem Laden vom Einkaufszentrum Sihlcity weg Richtung Frau Gerolds Garten. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Das wäre für uns eine Horrorvorstellung»

Sebastian Cremers und Albert Cieceli sind zwei Grafiker. Sie haben sich jahrelang mit Banknoten beschäftigt und über das Thema ein Buch geschrieben. Die nächsten Schweizer Banknoten wollen sie dennoch nicht entwerfen. (Foto: Urs Jaudas)

Sebastian Cremers und Albert Cieceli sind zwei Grafiker. Sie haben sich jahrelang mit Banknoten beschäftigt und über das Thema ein Buch geschrieben. Die nächsten Schweizer Banknoten wollen sie dennoch nicht entwerfen. (Foto: Urs Jaudas)

«Es ist keine schöne Zeit»

Der Zürcher Zelt-Hersteller Spatz schliesst die Produktion und sein Ladenlokal in Wallisellen. Besitzer Marc Jansen Ziel war klar: Ein Neuanfang an einem neuen Standort. Dies klappte nicht. Der Spatz-Besitzer muss nun nach den Verlusten wieder Fuss fassen. (Foto: Dominique Meienberg)

Der Zürcher Zelt-Hersteller Spatz schliesst die Produktion und sein Ladenlokal in Wallisellen. Besitzer Marc Jansen Ziel war klar: Ein Neuanfang an einem neuen Standort. Dies klappte nicht. Der Spatz-Besitzer muss nun nach den Verlusten zuerst selber wieder Fuss fassen. (Foto: Dominique Meienberg)

 

 

«Das Rezept war so bitter, dass man es kaum trinken konnte»

Der Journalist HG Hildebrandt hat für seine Getränkemarke einen Vermouth lanciert. Das Ur-Rezept dazu stammt auf einer Zürcher Apotheke. (Foto: Reto Oeschger)

Der Journalist HG Hildebrandt hat für seine Getränkemarke einen Vermouth lanciert. Das Ur-Rezept dazu stammt auf einer Zürcher Apotheke. (Foto: Reto Oeschger)

 

«Von dieser Ausbildung zehre ich heute noch»

Das traditionelle Tages-Anzeiger-Meeting fand diese Woche im Schiffbau statt. Als Redner war der US-Starautor Nicholas Lemann eingeladen. TA-Verleger Pietro Supino liess sich von Lemann an der Journalismusschule der Columbia University in New York einen Verleger-Lehrgang massschneidern. (Bild Thomas Egli)

Das traditionelle Tages-Anzeiger-Meeting fand diese Woche im Schiffbau statt. Als Redner war der US-Starautor Nicholas Lemann eingeladen. TA-Verleger Pietro Supino liess sich von Lemann an der Journalismusschule der Columbia University in New York einen Verleger-Lehrgang massschneidern. (Bild Thomas Egli)

 

«Wenn ich etwas mache, dann richtig»

Nicht weniger essen, sondern das Richtige. Die 20-jährige Nadia Damaso hat mit ihrem ersten Kochbuch gleich einen Bestseller gelandet. Auf Instagramm folgen ihr 90 000 Leute. (Foto: Doris Fanconi)

Nicht weniger essen, sondern das Richtige. Die 20-jährige Nadia Damaso hat mit ihrem ersten Kochbuch gleich einen Bestseller gelandet. Auf Instagramm folgen ihr 90 000 Leute. (Foto: Doris Fanconi)

 

«Ich will mit meinem Mitarbeitern nicht Hochdeutsch sprechen müssen»

Der Güggeli-Express (hier am Bahnhof Rüschlikon) will am Grill nur Schweizer beschäftigten. Die Geschäftsführerin Marguerite Strobel hat ein entsprechendes Inserat geschalten. (Foto: Dominique Meienberg)

Der Güggeli-Express (hier am Bahnhof Rüschlikon) will am Grill nur Schweizer beschäftigten. Die Geschäftsführerin Marguerite Strobel hat ein entsprechendes Inserat geschalten. Dieses sei nicht fremdenfeindlich. Es gehe bloss darum, die untauglichen Bewerbungen gering zu halten. (Foto: Dominique Meienberg)

 

«Achte darauf, dass der Beruf immer ein wenig Hobby bleibt und lass dein Hobby nie zum Beruf werden»

Urs Lüthi hat ein seltenes Hobby: Er baut in der Freizeit sogenannte Rahmentrommeln. Dabei hält er sich an einen Merksatz. (Foto: Doris Fanconi)

Urs Lüthi hat ein seltenes Hobby: Er baut in der Freizeit sogenannte Rahmentrommeln. Dabei hält er sich an einen Merksatz. (Foto: Doris Fanconi)

 

«Früher konnte ich Tänzerinnen für ein halbes Jahr einplanen. Jetzt plane ich sie von Monat zu Monat»

Innerhalb von nur wenigen Wochen haben in Zürich vier Striplokale ihren Betrieb aufgegeben. Grund dafür ist unter anderem die im Januar eingeführten verschärften Anstellungsbedingungen für Tänzerinnen. Foto: Reto Oeschger)

Innerhalb weniger Wochen haben in Zürich vier Striplokale ihren Betrieb eingestellt. Der Grund dafür ist unter anderem die im Januar neu eingeführten verschärften Anstellungsbedingungen für Tänzerinnen in Nachtlokalen. Foto: Reto Oeschger)

 

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Die Zürcher und der Berliner Rave-Opa

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Günther Krabbenhöft, 70, Partygänger. Zu sehen im neuen Clip des Zürcher Musikers Wandervogel.

Günther Krabbenhöft (70+), Partygänger. Zu sehen im neuen Clip des Zürcher Musikers Wandervogel. (Bild: Francesca Camilla Bruno)

Das noch junge Zürcher Musikjahr hat einen ersten viralen Hit. Am Freitag schaltete der Zürcher Musiker Wandervogel sein aktuelles Video namens «Euphorie» auf mehreren Videoplattformen hoch und veröffentlicht den Song auf Musikseiten – und kurz darauf hat er Hunderttausende Plays. Alleine auf einer Facebook-Seite haben das Video eine Viertelmillion Menschen angeschaut.

Darin zu sehen ist Günther Krabbenhöft, der im letzten Jahr als «Hipster-Opa» weltweit durch die Medien gereicht wurde. Diese beschreiben ihn als Sonderling, einer, der gerne in den Berliner Clubs verkehrt, zum Beispiel sei er jeden Sonntag im berühmtesten Berliner Club, Berghain, anzutreffen.

Im Clip tanzt er nicht auf einem Dancefloor, sondern durch die Strassen Kreuzbergs, wo er auch wohnt. Im Dandy-Look mit Fliege, Anzug und Hut bewegt er sich zum minimalen Sound aus Zürich, als wäre er zwanzig und nicht siebzig. Nicht wenige Fussgänger tun es ihm gleich.

Krabbenhöft war im letzten Jahr selber ein viraler Hit. Der Cosmopolitan feierte den über 70-Jährigen als «stylischen Opa», und das englische Onlinemagazin «Konbini» als «The World’s classiest Man». Bilder und Statements von ihm gingen um die Welt. «Ich hätte nichts dagegen, auf der Tanzfläche zu sterben», sagte er der «Süddeutschen Zeitung».

«Als wir letztes Jahr in Berlin waren, wurde Krabbenhöft gerade abgefeiert. Wir wollten unbedingt etwas mit ihm machen», sagt Sebastian Brunner, der Mann hinter Wandervogel. Und Krabbenhöft sei sofort einverstanden gewesen. Dass ihr Clip derart viral gehen würde, damit hätte er aber nicht gerechnet. Zu verdanken ist der Erfolg auch der Website des erfolgreichen Berliner Radios BLN.FM, das den Clip bei sich auf der Seite zeigte.

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And the Winner is …

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Das Gewinnerteam des «Best Big Club»: Plaza ZH

Das Gewinnerteam des «Best Big Club»: Plaza ZH

Gestern Sonntagabend wurden im Komplex 457 abermals die Swiss Nightlife Awards verliehen. Schon einige Wochen zuvor und mit Bekanntgabe der 33 Finalisten in elf Kategorien, war klar, dass keine Überraschungen zu erwarten sind: Viele Altbekannte, wenige neue Namen. Bei einem Auswahlverfahren, das nicht nur die Verdienste eines Jahres berücksichtigt und das nicht auf fachbezogenen, klaren Kriterien beruht, ist eine Repetition bei den Nominierten und auch bei den Gewinnern unvermeidlich.

Schiebt man dies jedoch kurz beiseite und nimmt das aktuelle Auswahlverfahren als gegeben, dann ist die Award-Verteilung durchaus nachvollziehbar: Klar: DJ Antoine, der Gewinner in der Kategorie «best edm dj», ist nicht jedermanns Fall und seine Musik erst recht nicht. Aber angesichts seiner bisherigen Erfolge und seines nationalen Bekanntheitsgrades musste man ihm die Award-Eule eigentlich verleihen.

Auch dass der Nordstern abermals den Preis für den besten Club einheimsen durfte, ist kein Skandal: Keine andere Schweizer Location generiert mit ihren Line Ups mehr «Aah!»s und «Ooh!»s als der Basler Magnet für Turntable-Lichtgestalten. Auch dass das Plaza den Preis für den besten «big club» mit nach Hause nehmen durfte, kann man durchwinken: Das vielseitige Musikprogramm kommt an und dass der Club zu den schönsten des Landes zählt, dürfte wohl niemand bestreiten.

Einzig warum er in der Kategorie «best big club» antreten muss, erschliesst sich nicht auf den ersten Blick … Was ist denn ein gigantischer Vergnügungs-Komplex von der Grösse des Tessiner Vanilla-Clubs in Riazzino mit seinen sechs Floors? Ebenfalls etwas seltsam war die Vergabe des Preises für die «best new location» an die Härterei: Der Club feiert bald sein siebtes Bestehensjahr und hat 2015 lediglich andere Räume auf dem Maag Areal bezogen.

Dass Marco Diener mit seinen Terrazzza-Partys den Preis für die beste Event Serie zu gewinnen vermochte, war vielleicht die grösste Überraschung dieser Award-Verleihung. Der sympathische Diener ist noch nicht allzu lange Teil der Schweizer Nightlife-Community, wurde zu Beginn teilweise harsch angefeindet und hinter vorgehaltener Hand als «Kommerzler» verunglimpft. Seine Partys, wie jene auf dem Üetliberg mit Djs wie Solomun und Adriatique (die Gewinner in der Sparte «best electronica dj»), waren aber sehr erfolgreich, perfekt organisiert und der Award damit gerechtfertigt – dann und wann siegt auch im Nachtleben die Tat über das Gewäsch.

Einer, der mit Marco Diener kooperiert und dessen Wirken schon seit vielen Jahren nicht mehr in Zweifel gezogen wird, ist Arnold «Technopapst» Meyer, der Gewinner des Nightlifetime Spezial-Awards. Meyer, der Erfinder des Street Parade-Raves Energy und ehemaliger Schweiz-Autor des Zeitgeist-Magazins Tempo, ist letztes Jahr 50 Jahre alt geworden. Dass er für sein Lebenswerk geehrt wurde, erstaunt niemanden. Höchstens vielleicht, warum das so lange gedauert hat.

Die Romandie durfte sich über Siegereulen für den besten Event (People In The City), für den besten big Event (Electrosanne), das beste Festival (Montreux Jazz) und den besten Open Format DJ (Green Giant) freuen. Der junge Musikproduzent Nicolas Haelg wurde für seine Erfolge mit einem Spezialpreis, einer weissen Eule, ausgezeichnet.

Dass der Swiss Nightlife Award endgültig im Nachtleben angekommen ist, konnte man gut an den anwesenden Gesichtern ablesen: Kaum einer von Rang und Namen der nicht gekommen ist und bis auf eine wurden auch alle Eulen persönlich abgeholt. Nur DJ Antoine bedankte sich via Videobotschaft: Er würde grad an einem exotischen Ort ein paar Musikclips gleichzeitig drehen und man solle dann sein neues Album kaufen (aber sicher doch…).

Alex-Flach2Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft

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Fertig Foto für Facebook!

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Party machen oder abstürzen, ohne verräterische Beweise: Fotoverbot in Friedas Büxe.

Party machen oder abstürzen, ohne verräterische Beweise: Fotoverbot in Friedas Büxe.

Party-Fotostrecken waren einmal ein Erfolgskonzept, das nicht nur den Narzissmus und das Anbandelungs-Bedürfnis unzähliger Clubber befriedigt, sondern das auch den Betreibern von Plattformen wie usgang.ch, tilllate.com und partyguide.ch ein respektables Auskommen garantiert hat. Dann kam Mark Zuckerberg und beendete die goldene Ära der Clubfotografie – tilllate.com hat inzwischen gar alle Partyfotos von der Seite entfernt.

Bereits vor dem fulminanten Aufstieg von Facebook kämpften die Partyseiten mit Hindernissen: Ihr Tun war nur in den stark kommerziell orientierten Clubs erwünscht oder zumindest geduldet, vom Underground wurden sie stets geschmäht. Partyfotografen durften diese Lokale zwar besuchen, mussten ihre Kamera jedoch vor dem Gang auf die Tanzfläche an der Garderobe abgeben. Einige dürften deshalb ob des enormen Echos, das die Leitung des Clubs Friedas Büxe um die DJs Valentino, San Marco und Don Ramon mit ihrer Verlautbarung ausgelöst hat, etwas irritiert sein: Fotografie habe in ihren Räumlichkeiten künftig nichts mehr zu suchen und sie hätten entschieden ein Verbot auszusprechen und die Friedas Büxe zur Foto-freien Zone zu erklären.

Die Adressaten dieser Büxen-Mitteilung sind aber nicht Partyfotografen, sondern die Gäste des Clubs. Im Ausland kennt man solche Verbote schon lange.  Wer beispielsweise im Berliner Berghain dabei erwischt wird wie er Impressionen für den Instagram-Gebrauch knipst, macht schneller Bekanntschaft mit den berüchtigsten Türstehern Deutschlands als ihm lieb sein kann. In der Schweiz sehen es Veranstalter im subkulturellen Umfeld zwar meist nicht gerne, wenn Fotos von ihren Partys im Netz landen.

Explizite Verbote waren bis anhin aber äusserst rar. Es gibt sogar einige Locations, die Fotos ihrer Gäste für ihre eigenen Facebook-Seiten und –Gruppen übernehmen. Die Friedas Büxe-Macher begründen ihren Schritt folgendermassen: «Techno und House Klubs sind sehr ambivalente Universen. Jeder von uns lebt sich auf seine ganz persönliche Art und Weise aus. Vielleicht will sich aber der eine Politiker, der bei uns feiern war, nachher nicht im Hintergrund eines auf Facebook geposteten Fotos sehen. Somit ist Friedas Büxe ab sofort eine Foto-freie Zone, in der sich jeder nach seinem Gusto ausleben darf wie er will, ohne sich im Anschluss auf sozialen Netzwerken wieder zu finden».

Derweil usgang.ch-Fotografen stets höflich fragen bevor sie sie Clubgäste ablichten, halten viele Partygäste mit ihren Smartphones einfach drauf. Diese Bilder landen dann umgehend auf Facebook oder Instagram. Mit etwas Recherche findet auch Frau Mama heraus, dass man den Familienbrunch nicht wegen Migräne hat sausen lassen, sondern weil man sich bis in den Sonntagmorgen hinein mit Freunden die Kante gegeben hat.

Damit dürfte nun aber bald Schluss sein. Andere Clubs werden dem Beispiel der Büxe folgen und aus ihrer wachsenden Abneigung gegenüber dem fortschreitenden Verlust der Privatsphäre ebenfalls die Konsequenzen ziehen.

Alex-Flach2-150x150Alex Flach ist Kolumnist beim Tages Anzeiger und Club-Promoter. Er arbeitet unter anderem für die Clubs Supermarket, Hive, Hinterhof, Nordstern Basel, Rondel Bern, Hiltl Club und Zukunft.

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